DEMENZ TANDEM – Beratung, Information, Schulung in Vorarlberg

Christiane Massimo stellt in ihrer Expertinnenstimme das Modell DEMENZ TANDEM aus Vorarlberg vor. In Österreich werden ungefähr 80 % der pflegebedürftigen Personen zu Hause betreut und gepflegt.

Die Pflege eines Angehörigen daheim stellt besondere Herausforderungen an die betreuenden und pflegenden Personen. Meist sind es nahe Verwandte, wie Partner:innen, Kinder und Schwiegerkinder die sich darum kümmern. Wobei der weibliche Anteil bei ungefähr 75 % liegt. Eine besondere Heraus­forderung stellt sich für kümmernde Angehörige, wenn die Diagnose Demenz gestellt wird.

Autorin: Christiane Massimo, Dipl. Gesundheits- und Krankenpflegerin, Leitung Bereich Rund um die Pflege daheim, DEMENZ TANDEM, Redaktionsmitglied Zeitschrift DaSein, Plattform Gewalt gegen ältere Menschen.

Thema April 2023

In Österreich werden ungefähr 80 % der pflegebedürftigen Personen zu Hause betreut und gepflegt. Die Pflege eines Angehörigen daheim stellt besondere Herausforderungen an die betreuenden und pflegenden Personen. Meist sind es nahe Verwandte, wie Partner:innen, Kinder und Schwiegerkinder die sich darum kümmern. Wobei der weibliche Anteil bei ungefähr 75% liegt. Eine besondere Herausforderung stellt sich für kümmernde Angehörige, wenn die Diagnose Demenz gestellt wird.

Es stellen sich viele Fragen für Betreuende und Pflegende:

  • Was ist Demenz und welche Art Demenz hat mein Angehöriger?
  • Welche Symptome und Verhalten zeigen sich bei dieser Erkrankung?

Immer wiederkehrende Fragen sind:

  • Wieso verhält sich mein Vater oder meine Mutter so stur?
  • Wieso vergisst mein Angehöriger Termine?
  • Was mache ich falsch?
  • Wieso erkennt mich meine Oma nicht mehr?
  • Wo bekomme ich passende Entlastung und Unterstützung?

Spezielle Unterstützung brauchen Menschen, wenn abwehrendes Verhalten wie z. B. schlagen, schreien hinzukommt. Es braucht dann eine kontinuierliche Beratung und Begleitung, um die Hintergründe zu verstehen, warum ein Betroffener mit abwehrenden Reaktionen reagiert.

Jede mögliche Unterstützung, wie eine fein abgestimmte Behandlung durch Ärzte, entlastenden Angeboten wie Hauskrankenpflege, mobiler Hilfsdienst, mobile gerontopsychiatrische Pflege und Tagesbetreuungen, sind dabei wichtig. Manchmal ist auch ein stationärer Aufenthalt in einer gerontopsychiatrischen Abteilung unumgänglich, um eine weitere Betreuung und Pflege daheim möglich zu machen.

Warum kann es gerade in der Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz zu herausforderndes Verhalten kommen?

In der Anfangsphase einer Demenz versteht ein Betroffener oft nicht, dass eine Erkrankung für das eigene Verhalten und Vergessen verantwortlich ist. Naheliegend ist es deshalb, die Gründe bei den Angehörigen oder anderen Menschen zu suchen. Zum Beispiel: "Du hast mir meine Geldtasche gestohlen!" oder "Jemand hat diese Beule in mein Auto gefahren!" Gerade in der ersten Phase ist es wichtig, Fingerspitzengefühl zu zeigen und als Angehöriger nicht zu diskutieren.

Sobald für Angehörige klar ist, dass es sich eventuell um eine Demenz handeln könnte, sollte eine diagnostische Abklärung bei einem Facharzt in Betracht gezogen werden, um die Art der Demenz und eine passende Behandlung abzusprechen.

Im Laufe der Krankheit verändern sich die Symptome immer wieder. Das Verhalten der Betreuenden und Pflegenden sollte sich daher dem Stand der Erkrankung anpassen.

Wichtig bei allen Stufen der Demenz ist die validierende Kommunikation. Sie setzt eine wertschätzende und akzeptierende Haltung voraus. Blickkontakt auf gleicher Ebene, wiederholen von Gesagtem, langsames und deutliches Sprechen sind einige der Techniken, die Teilnehmende aus den Beratungen mitnehmen können.

Der Vergleich einer Zugfahrt, bei dem wir "Gesunden" mit 130 km/h durchs Leben brausen und ein Demenzerkrankter vielleicht nur mit 5 km/h die Umwelt erlebt, macht schon begreifbar, wie unterschiedlich die Umwelt von einem Betroffenen empfunden wird.

Was können Betreuende und Pflegende von Demenzerkrankten lernen?

  • Das Leben im Hier und Jetzt ist für einen Betroffenen wichtig. Vergangenheit und Zukunft spielen keine Rolle.
  • Menschen mit Demenz sagen unmittelbar mit ungespielter Ehrlichkeit, was sie denken und fühlen. "Ich mag dich!"
  • Entscheidung werden aus dem Bauch heraus gefällt. "Nein, geh weg! Lass mich in Ruhe!"
  • Menschen mit Demenz sind oft sehr feinfühlig und sagen das auch. "Geht's dir nicht gut?"

Wie geht es Angehörigen bei der Betreuung und Pflege eines Menschen mit Demenz?

Einen Menschen mit Demenz daheim zu betreuen und zu pflegen ist eine sehr große Herausforderung. 7 Tage und 24 Stunden für einen Betroffenen da zu sein ist schier unmöglich. Gerade wenn keine Hilfe und Entlastung zugelassen wird, kann es schnell zu einer Überforderung kommen.

Viele Angehörige empfinden die Krankheit Demenz immer noch als ein Tabu und schämen sich dafür. Sie sprechen nicht mit Angehörigen, Freunden und Nachbarn darüber. Dies führt dazu, dass das Verhalten von Betroffenen in der Öffentlichkeit oft befremdlich empfunden wird und der Angehörige sich mehr und mehr zurückzieht.

Durch alleinige Pflege, Überforderung, zu wenig Schlaf, Einsamkeit und Depressionen kann auch der betreuende und pflegende Angehörige mit Gewalt in Form von Schreien, Beleidigungen, Schupfen und Stoßen oder auch mit freiheitsentziehenden bzw. einschränkende Maßnahmen (einsperren) um ein Weglaufen entgegenzuwirken, reagieren.

Um in Beratungen diese Themen besprechen zu können braucht es ein gutes Vertrauensverhältnis, das nur mit mehrmaligen Terminen erreicht werden kann.

Tipps für Angehörige

TippTipp

  • Informieren Sie sich über Beratungen in ihrer Nähe.
  • Besuchen Sie Gesprächsgruppen, der Austausch von Betroffenen Angehörigen wird als sehr wertvoll empfunden
  • Informieren Sie sich über Unterstützungs- und Entlastungsangebote
  • Sprechen Sie über die Krankheit Demenz, informieren sie Nachbarn und Verwandte über die Krankheit.
  • Nehmen Sie weiter an gesellschaftlichen Leben teil. Führen sie eine kleine Karte mit auf der steht, dass ihr Angehöriger an Demenz erkrankt ist. So müssen Sie sich nicht erklären und entblößen ihren Angehörigen nicht.
  • Planen Sie regelmäßige Auszeiten, bei denen Sie Hobbies und Auszeiten nachgehen können
  • Planen Sie jährlich mindestens einen Urlaub für sich selbst ein und suchen Sie sich in der Zeit eine Ersatzpflege.

Angebote von DEMENZ TANDEM sind Beratungen und Begleitungen für betreuende und pflegende Angehörige, aber auch Nachbarn, Ehrenamtliche, mobiler Hilfsdienst. Wir bieten verschiedene Vorträge, Gesprächsgruppen und Seminare zum Thema Demenz sowie Schulungen für Personenbetreuer:innen. Als Teil des Betreuungs- und Pflegenetzwerkes arbeiten wir mit allen Stellen im Land zusammen.

Mit Vorträgen, Seminaren und Beiträgen in Medien bieten wir Wissen und Bildung für betreuende und pflegende Angehörige. Besonderes Augenmerk legen wir auf die Beratung und Begleitung von Angehörigen von Demenzerkrankten. Es liegt uns am Herzen, mit unseren Angeboten und Vernetzungen Betroffene zu stärken und Unterstützungsangebote für daheim zu vermitteln.

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