Femizide und Gewalt gegen Frauen in Österreich

Portrait Maria Rösslhumer

Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) untersucht in ihrer Expertenstimme die Hauptursachen der Femizide und der Gewalt an Frauen. Im vergangenen Jahr 2021 wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 29 Frauen ermordet. Beim überwiegenden Teil der Frauenmorde bestand ein Beziehungs- oder familiäres Verhältnis (z. B. Partner oder Ex-Partner oder Familienmitglied) zwischen Täter und Opfer.

Autorin:  Mag.a Maria Rösslhumer, Politikwissenschafterin, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF), Leiterin der Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555, Vorstandmitglied des Österreichischen Frauenrings. Von 1997 bis 2017 Geschäftsführerin des europäischen Netzwerks Women Against Violence Europe (WAVE).

Thema August 2022

In Österreich werden Frauen ermordet, weil sie Frauen sind. 62 Tote Frauen in den Jahren 2020 und 2021 und 319 ermordete Frauen innerhalb der letzten 11 Jahre. Von 2014 auf 2018 haben sich die Femizide von 19 auf 41 verdoppelt. Mittlerweile stehen wir an der traurigen Spitze in der EU bzgl. Frauenmorden, auffallend ist, dass wir in Österreich mehr Frauenmorde als Morde an Männer überhaupt haben. In beinahe allen Fällen der Femizide war der Täter der Partner oder Expartner. Gefährlich wurde es für die Frauen, wenn sie sich trennen wollten oder getrennt haben.

Das bedeutet, Gewalt an Frauen ist ein Männerproblem, aber es wird vielfach als Problem der Frauen dargestellt, bzw. sie werden für ihre Gewalterfahrungen beschuldigt und verantwortlich gemacht, anstatt die gewaltausübenden Partner und Expartner. Manche Frauen werden sogar vor den Augen ihrer Kinder ermordet. Oft ist ein Mord der schreckliche Höhepunkt einer langen Gewaltgeschichte.

Frauenmorde sind Femizide

Laut der Definition ist ein Femizid die vorsätzliche Tötung einer Frau durch einen Mann aufgrund ihres Geschlechts bzw. aufgrund von "Verstößen" gegen die traditionellen sozialen und patriarchalen Rollenvorstellungen von Frauen. Femizide gehören daher zu den Hassverbrechen. Die Definition geht auf die südafrikanische Soziologin und Autorin Diana Russell zurück, die 1976 eine der ersten war, die den Begriff verwendete.

Seitdem die Medien den Begriff Femizid verstärkt verwenden ist eine gewisse Sensibilisierung in der medialen Berichterstattung spürbar. Dieser Begriff verhindert die Verharmlosung der Gewalt und stellt eindeutig klar, dass ein Mord an einer Frau kein "Beziehungsstreit" oder eine "Bluttat" oder eine Familientragödie ist, sondern ein schweres Gewaltverbrechen an einer Frau.

Das Ausmaß der Gewalt an Frauen ist alarmierend hoch

Neben den vielen Morden haben wir auch viele Mordversuche, also Frauen, die von ihren Partnern schwer verletzt und krankenhausreif geschlagen und geprügelt werden. 2021 waren es sogar 63 Mordversuche an Frauen.

Laut einer umfassenden Studie der Europäischen Agentur für Grundrechte (FRA) aus dem Jahr 2014 wird jede fünfte Frau in Österreich bzw. in Europa mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt. Die Zahl der betreuten Frauen und Kinder in den österreichischen Frauenhäusern ist stetig und konstant hoch: Im Jahr 2019 wurden in 26 Frauenhäusern 1.673 Frauen und 1.637 Kinder - insgesamt 3.310 Personen - betreut, 2021 waren es 3018[.

Die Hauptursachen der Femizide und Gewalt an Frauen

Die drei Hauptursachen liegen in unserer Gesellschaft und sind somit strukturell bedingt.

  1. Fehlende Gleichstellungspolitik: Wir sind in Österreich noch weit entfernt von einer tatsächlichen und echten Gleichstellung von Männern und Frauen. Frauen werden in vielen Bereichen in unserer Gesellschaft nach wie vor benachteiligt, siehe Gender Pay Gap und Gender Pension um nur zwei Beispiele zu nennen.
  2. Das tiefsitzende patriarchale System: Frauenfeindlichkeit und Frauenerniedrigung findet tagtäglich statt, besonders spürbar wird es durch die digitale Gewalt in den sozialen Medien und auch bei Hass im Netz. Jede dritte Frau ist davon betroffen. Das Patriarchat ist überall und zeigt sich vor allem auch in den sogenannten Toxischen Männlichkeiten, gekoppelt mit negativen Verhaltens- und Denkmustern von Männern, die Machtmissbrauch, Kontrolle und Besitzdenken als normale Männlichkeit sehen.
  3. Genderstereotypien und die traditionellen Rollenmuster führen oft auch dazu, dass Frauen Gewalt erleben müssen.

Tötungsdelikte und schwere Körperverletzungen durch den eigenen Partner passieren nicht aus heiterem Himmel, meistens gibt es zahlreiche Warnzeichen. Diese müssen von Polizei und Justiz erkannt und ernst genommen werden. Das geschieht jedoch noch viel zu selten. Vor allem gefährliche und polizeibekannte Gewalttäter werden von der Justiz, anstatt in U-Haft genommen zu werden, oft auf freiem Fuß angezeigt oder freigesprochen. Immer mehr Frauen bringen zwar den Mut auf, Anzeige gegen ihre Misshandler zu erstatten, für die Gewaltausübenden bleibt das aber leider oft ohne Konsequenzen.

Der Staat ist daher aufgefordert, Gewalt an Frauen ernst zu nehmen, mehr in die Sicherheit von Frauen und Kindern zu investieren und verstärkt Täter zur Verantwortung zu ziehen.

Es muss sichergestellt werden, dass Täter bei geschlechtsspezifischen Gewalttaten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Die dringende Empfehlung lautet, verpflichtende Schulungen zum Thema Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in die Ausbildungen der angehenden Richter:innen und Staatsanwält:innen zu integrieren.

Gewalt innerhalb der Familie ist weder eine "Familientragödie", noch handelt es sich dabei um "Einzelfälle" oder gar "Beziehungsdramen", wie oft suggeriert. Sie ist Teil eines gesamtgesellschaftlichen Phänomens, denn Gewalt ist die extremste Ausdrucksform der ungleichen Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen.

Dabei hatte Österreich lange Jahre innerhalb Europas eine Vorreiterrolle im Gewalt- und Opferschutz. Das hebt auch der im Jahr 2017 veröffentlichte Bericht des GREVIO-Experten- und Expertinnenkomitees des Europarates hervor und begrüßt eine Reihe positiver Maßnahmen, darunter auch das langjährige politische Engagement zur Bekämpfung von Gewalt an Frauen.

GREVIO (Group of Experts on Action against Violence against Women and Domestic Violence) preist insbesondere die starke Führungsrolle, die Österreich in den letzten 20 Jahren bei der Einführung und Weiterentwicklung der Wegweisungen und Betretungsverbote für Täter häuslicher Gewalt eingenommen hat.

Weitere Gesetzesänderungen, insbesondere im Strafrecht haben zu einem umfassenden Katalog von Straftatbeständen geführt und weitreichende juristische und psychosoziale Prozessbegleitung für Opfer von Gewalt- und Sexualstraftaten möglich gemacht. Berichterstattungspflichten für Personal im Gesundheitswesen wurden eingeführt, um Opfern das Anzeigen von Gewalterfahrungen zu erleichtern und sie besser zu unterstützen.

Lücken und Defizite im Gewaltschutz in Österreich

Aber trotzdem gibt es noch viele Lücken und Defizite im Gewaltschutz. Daher gibt noch viel zu tun, um die Empfehlungen der Istanbul-Konvention umzusetzen, die Österreich 2014 ratifiziert hat und sich somit verpflichtet hat, alles zu tun, um Gewalt an Frauen zu verhindern und gewaltbetroffene Frauen zu schützen und umfassend zu unterstützen. Österreich hat durch die Ratifizierung der Istanbul-Konvention einen Handlungsauftrag im Bereich Gewaltschutz, der vom zuständigen Frauenministerium koordiniert werden muss.

Gewalt innerhalb der Familie verursacht in Österreich jährlich Kosten von 3,7 Milliarden Euro - Geld, das durch Investitionen in Präventionsarbeit langfristig eingespart werden könnte.

Der Verein AÖF - Autonome Österreichische Frauenhäuser und die Allianz Gewaltfrei leben, ein Zusammenschluss österreichischer Opferschutzeinrichtungen und Zivilgesellschaftsorganisationen, fordern daher eine Aufstockung des Budgets für Gleichstellungs- und Gewaltpräventionsarbeit. Denn solange es keine echte Gleichstellung gibt, wird auch das enorme Ausmaß der Gewalt an Frauen nicht reduziert und die Gewalt nicht beendet werden können. Präventionsarbeit macht nicht nur menschenrechtlich und frauenrechtlich, sondern auch einfach ökonomisch Sinn.

Gewalt ist ein geschlechtsspezifisches Phänomen und kann nicht losgelöst von gesellschaftlichen Machtstrukturen betrachtet werden. Auch die Istanbul-Konvention hält fest: „Gewalt gegen Frauen ist der Ausdruck historisch gewachsener ungleicher Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern, die zur Beherrschung und Diskriminierung der Frau durch den Mann und zur Verhinderung der vollständigen Gleichstellung der Frau geführt haben". Wer Gewalt verhindern will, muss aktiv in Maßnahmen zur Herstellung einer tatsächlichen Geschlechtergerechtigkeit investieren!

Der GREVIO-Bericht kommt ebenfalls zu dieser Einschätzung und kritisiert die Verharmlosung von Gewalt durch die Justiz:

"Verurteilungsraten sind für alle Formen von Gewalt gegen Frauen niedrig - (..). In Fällen häuslicher Gewalt und Stalking nutzen österreichische Strafverfolgungsbehörden häufig das Instrument der diversionellen Maßnahmen. Dies bedeutet, dass Maßnahmen wie Tatausgleich (wenn das Opfer zustimmt) oder Anti-Gewalt-Training angeordnet werden, und zwar anstelle einer strafrechtlichen Verurteilung, nicht zusätzlich zu einer solchen.

Der vorliegende Bericht erörtert weitere Gründe dafür, dass Täter häuslicher Gewalt oder anderer Formen von Gewalt gegen Frauen nur selten strafrechtlich Verantwortung übernehmen müssen. Hierzu gehören Probleme bei polizeilichen Ermittlungen sowie der Beweiserhebung im Ermittlungsverfahren. Obwohl das hochentwickelte System von polizeilichen Betretungsverboten und gerichtlichen einstweiligen Verfügungen zum Schutz vor Gewalt stark dazu beiträgt, Frauen vor Gewalt zu schützen, verstellt es den Blick auf eine mangelnde Strafverfolgung von Fällen häuslicher Gewalt".

Anstieg häuslicher Gewalt in Österreich durch die Covid19-Krise

Auch in Österreich ist die Corona-Pandemie eine noch nie dagewesene Situation und stellt Herausforderungen, die es in dieser Form noch nie gab. In Zeiten wo Familien eng zusammen sind, kommt es immer wieder zu Spannungen, Streit und Eskalationen.

Häusliche Gewalt steigt meist bei Familienfesten wie Weihnachten oder etwa in Urlaubszeiten. Studien und langjährige Erfahrungen im Gewaltbereich zeigen, dass auch Arbeitslosigkeit oft zu Partnergewalt und häuslicher Gewalt führt.

Aufgrund der Corona-Krise treffen viele Risikofaktoren für Partnergewalt und häusliche Gewalt zusammen:

  • Die steigende Arbeitslosigkeit und die Kurzarbeit, die zu existenziellen Problemen führen,
  • die Ausgangsbeschränkungen,
  • die starke Einschränkung der sozialen Kontakte,
  • Orte wo sich Männer normalerweise oft aufhalten wie Sportplätze, Klubs und Gaststätten sind geschlossen,
  • der enge Wohnungsraum und das Unterrichten der Kinder zu Hause können schnell zu Eskalationen führen.

Für manche Familien kann es eine Chance sein, weil sie mehr Zeit für einander haben und diese Zeit positiv nützen. Jedoch für gewaltbetroffene Frauen und Kinder bedeutet das, mit den Gewalttätern daheim eingesperrt zu sein.

Gewaltbereite Männer nützen diese Situation aus: Sie rechnen damit, dass ihre Partnerin gerade in dieser Krise nicht so einfach weggehen kann und sie wissen, dass eine Trennung oder Scheidung oder eine Flucht in ein Frauenhaus in diesen Zeiten womöglich sehr schwierig ist. Sich Hilfe holen, irgendwo anzurufen oder die Polizei zu rufen ist für Frauen und Kinder noch viel schwieriger, wenn der Peiniger ständig anwesend ist und sie womöglich noch mehr kontrolliert als sonst.

Es gibt bereits eindeutige Anzeichen einer Zunahme von häuslicher Gewalt und es ist anzunehmen, dass sie noch mehr steigen wird, je länger die Ausnahmesituation anhält.

Laut Polizei gibt es einen spürbaren Anstieg der häuslichen Gewalt, auch die polizeilichen Betretungsverbote sind gestiegen: Im Februar gab es laut Medienberichten 874 Betretungsverbote und im März bereits 961. Auch die Anrufe bei der Frauenhelpline 0800 222 555 sind im Vergleich zu vor den Ausgangsbeschränkungen um 71% angestiegen.

Dieser starke Anstieg hängt einerseits mit einer Informationskampagne der Frauenministerin zusammen, die die Nummer der Frauenhelpline seit Mitte März intensiver verbreitet hatte und andererseits, weil Frauen dieses Angebot bereits stark in Anspruch nehmen. Beinahe jede zweite Anruferin berichtete über Gewaltvorfälle, über langjährige Gewalt in der Beziehung, die sich gerade jetzt zuspitzt bzw. eskaliert.

Einige Anruferinnen waren mit Morddrohungen konfrontiert, hatten jedoch Angst die Polizei zu rufen. Ein Großteil der Anrufe steht in Zusammenhang mit der aktuellen Obsorgeregelung (Gemeinsame Obsorge beider Elternteile nach einer Trennung) und mit Besuchskontakten. Betroffene Frauen berichten, dass sie von ihren Ex-Partnern stark unter Druck gesetzt werden.

Frauenberatungsstellen und Opferschutzeinrichtungen in ganz Österreich bemerken eine Zunahme an Beratungsanrufen. Aktuell sind zwar nicht alle Plätze in den Frauenhäusern belegt, aber das bedeutet nicht, dass die Gewalt nicht zugenommen hätte - es bedeutet nur, dass viele während der Corona-Krise keine Chance haben von daheim zu fliehen.

Ungestört zu telefonieren und den Koffer zu packen mit den wichtigsten Dokumenten, Kleidung, Medikamenten sowie Spiel- und Schulsachen für die Kinder ist derzeit eine große Herausforderung. Insbesondere am Land, denn nicht alle haben ein Auto und können einfach mit den Kindern wegfahren.

Die Situation der Frauenhäuser in den Bundesländern ist sehr unterschiedlich, aber egal ob die Frauenhäuser Plätze haben oder nicht, sind die Landesregierungen in einem engen Austausch mit den Frauenhäusern und sorgen für einen Ausbau an zusätzlichen Schutzplätzen, sodass jede Frau aufgenommen werden kann und keine Frau abgewiesen werden muss. Das Hilfsprogramm mit den Schutzplätzen ist gut angelaufen und alle sind vorbereitet für den Fall, dass noch ein größerer Ansturm kommen sollte.

Aktuelles Projekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt"

Ein wichtiges aktuelles Projekt des Vereins AÖF - Autonome Österreichische Frauenhäuser ist „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt": StoP ist ein Nachbarschaftsprojekt mit dem Ziel, Partnergewalt, häusliche Gewalt und (schwere) Gewalt an Frauen und Kindern zu verhindern und Nachbarschaften zu stärken. Durch das Aufzeigen von Handlungsmöglichkeiten werden Nachbar:innen bestärkt, sich Hilfe zu holen und Zivilcourage gegen Partnergewalt auszuüben. Nachbar:innen treffen sind regelmäßig zu "Frauen*- und Männer*tischen", werden dort umfangreich über das Thema informiert und dafür sensibilisiert und planen in Folge gemeinsame Aktivitäten und Initiativen.

Aktive und mutige Nachbar:innen sind sehr wichtig, gerade in Zeiten der Corona-Krise: Sie können (schwere) Gewalt verhindern, wenn sie die Gewalttat unterbrechen oder wenn sie rechtzeitig Hilfe holen. Sie informieren über Gewalt, sodass sich Betroffene nicht schämen, sich ihnen anzuvertrauen. Der Verein AÖF hat das Projekt 2019 in Bezirk Margareten in Wien begonnen.

Das Motto von StoP lautet: „Was sagen. was tun". Nachbar:innen schauen nicht weg, sondern achten noch genauer auf die Umgebung. Sie hören hin und zeigen Präsenz. Dazu können Nachbar:innen z.B. einen Aushang mit den wichtigsten Telefonnummern von Hilfseinrichtungen im Stiegenhaus aufhängen. Sie können eine Gewalthandlung unterbrechen, in dem sie an der Tür anläuten und ganz banal fragen, ob sie sich z. B. Zucker oder Milch ausborgen können. Mit dieser sogenannten „paradoxen Intervention" signalisieren Nachbar:innen den betroffenen Frauen und Kindern, dass diese nicht allein sind und sie alles mitbekommen haben.

Das gilt auch gegenüber dem Täter. Nachbar:innen können auch die Polizei rufen, um Gewalt zu stoppen. Sie können sich gegenseitig unterstützen und z.B. den betroffenen Frauen und Kindern womöglich kurzfristig Unterschlupf anbieten.

Nachbar:innen, aber auch Bekannte und Verwandte, können auch die Frauenhelpline 0800 222 555 anrufen und sich erkundigen, wie sie helfen können und ob sie die Polizei verständigen sollen oder wie sie Zivilcourage ausüben können.

Über den Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF)

Der Verein AÖF ist die Dachorganisation von 13 autonomen Frauenhäusern in Österreich und ist seit 30 Jahren in Wien im Bezirk Margareten angesiedelt.

Ziel der Dachorganisation war und ist es, eine Plattform und Vertretung für einen professionellen Austausch zu schaffen und gemeinsam mit den Frauenhausmitarbeiterinnen das enorm große gesellschaftspolitische Thema der häuslichen Gewalt an Frauen und Kindern öffentlich zu machen, zu enttabuisieren, die Gesellschaft darüber zu informieren und zu sensibilisieren.

Lobbying, Service-, Koordinations- und Öffentlichkeitsarbeit für die autonomen Frauenhäuser in Österreich zählt zur Kernarbeit des Vereins AÖF.

Weitere Schwerpunktbereiche des Vereins sind:

  • Gewaltprävention auf allen Ebenen (primäre, sekundäre und tertiäre Prävention)
  • Informationsarbeit
  • Bewusstseinsbildung
  • Sensibilisierung
  • Aufklärung
  • konkrete Hilfe und Beratung für gewaltbetroffene Menschen mit dem Fokus auf Frauen und Kinder
  • Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnenarbeit
  • Vernetzung und Kooperationen mit wichtigen Organisationen und Netzwerken
  • Lobbying für Frauen und Kinder
  • wissenschaftliche Grundlagenarbeit
  • Erstellung von Publikationen und Informationen zum Thema Gewalt
  • Durchführung und Organisation von Schulungen, Seminaren und Workshops für diverse Ziel- und Berufsgruppen
  • Tagungen und Konferenzen
  • Abwicklung von zahlreichen EU-Projekten mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten

Derzeit leitet der Verein ein zweijähriges EU-Projekt mit dem Schwerpunkt Multi-institutionelle Zusammenarbeit bei Gewalt gegen ältere Frauen.

Die umfassenden Vereinstätigkeiten erfolgen über 3 Bereiche:

  1. Informationsstelle gegen Gewalt: Die Mitarbeiterinnen der seit 1991 bestehenden Informationsstelle gegen Gewalt sind einerseits für Vernetzung und Unterstützung der autonomen Frauenhäuser zuständig sowie generell für Öffentlichkeits- und Medienarbeit, wie z.B. Presseaussendungen oder das Aufbereiten von Informationen für JournalistInnen. Sie leisten umfangreiche Grundlagen- und Informationsarbeit durch das Herausgeben von Informationsmaterialien (Online und Print) und die Betreuung der Website www.aoef.at sowie der Social-Media-Kanäle (Facebook, Twitter, Instagram und YouTube). Die Informationsstelle gegen Gewalt bietet Gewaltpräventionsmaßnahmen und zahlreiche Aktivitäten und (EU-)Projekte für verschiedene Zielgruppen an und steht für maßgeschneiderte Workshops, Seminare, Schulungen, Trainings und Informationsgespräche zur Verfügung. Weitere Angebote sind die Onlineberatung für betroffene Frauen und Mädchen durch den Helpchat haltdergewalt.at und die Website für gewaltbetroffene Kinder und Jugendliche www.gewalt-ist-nie-ok.at.
  2. Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555: Die österreichweite telefonische Anlaufstelle „Frauenhelpline gegen Gewalt" ist ebenfalls im Verein AÖF angesiedelt. Sie wurde 1998 gegründet und bietet an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr, österreichweit, anonym und kostenlos Hilfe und Beratung für alle Frauen und Mädchen, die Gewalt in irgendeiner Art und Weise erleben müssen, aber auch für Personen im Umfeld der Betroffenen. Die Nummer der Frauenhelpline 0800 222 555 ist oft der erste Draht ins Frauenhaus. Über diese zentrale Anlaufstelle können jährlich vielen Frauen und Mädchen Antworten und Lösungen für ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben angeboten werden. Die Frauenhelpline bietet auch mehrsprachige Beratung auf Arabisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, Englisch, Rumänisch, Spanisch und Türkisch an. 
  3. Onlineberatung für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen: Helpchat www.haltdergewalt.at: Der Helpchat wurde im Jahr 2000 vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser ins Leben gerufen und ist neben den Frauenhäusern und der Frauenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555 ein wichtiges, sehr niederschwelliges Hilfsangebot für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen. Der Helpchat bietet rasche, unbürokratische, anonyme und vertrauliche Hilfestellung an. Er ist eine virtuelle Beratungsstelle, aber auch ein Selbsthilfeforum für Frauen und Mädchen, die in ihrem Leben und Lebensumfeld von Gewalt in jeglicher Form – psychischer, physischer, sexueller, finanzieller und/oder Online-Gewalt – betroffen sind. Die Onlineberatung für Opfer von familiärer Gewalt ist durch die Covid 19-Krise noch viel wichtiger geworden, weil viele Frauen zu Hause nicht ungestört telefonieren können. Die Onlineberatung durch den Helpchat konnte daher zu Beginn der Pandemie ausgebaut werden und wird nun täglich von 19:00 bis 22:00 von einem professionellen, mehrsprachigen Beratungsteam betreut.

Informationen über den Verein AÖF und über unsere Aktivitäten, Projekte und Schwerpunkte finden sich auf der Website www.aoef.at.

Allianz Gewaltfrei leben

Im Zusammenhang mit der Evaluierung der österreichischen Umsetzung der Istanbul-Konvention, hat sich im Herbst 2017 die Allianz „Gewaltfrei leben" gegründet. Sie ist ein Zusammenschluss von österreichischen Opferschutzeinrichtungen und Zivilgesellschaftsorganisationen, welche sich der Verbesserung des Gewaltschutzes in Österreich widmet.

Der AÖF - Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser ist eines der Gründungsmitglieder. Die Allianz hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Umsetzung der Empfehlungen des GREVIO-Expertinnenkomitees des Europarates zu unterstützen und die Implementierung der Istanbul-Konvention in Österreich voranzutreiben.

Weiterführende Informationen