Therapeutische Gruppenangebote in der extramuralen Versorgung von belasteten Kindern

In diesem Artikel bietet Florian Prommegger einen Praxis(ein)blick - mit Theorie und Praxis - in die herausfordernden und freudvollen Seiten von therapeutischen Gruppenangeboten für Kinder nach belastenden Lebensereignissen.

Autor: Florian Prommegger, klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe (PG 13) in der Kinderschutz­organisation "die möwe" und in freier Praxis. Kriseninter­vention, Stärkung nach allgemeinen und traumatischen Belastungen und der Aufarbeitung von Gewalt­betroffenheit über die Lebensspanne (Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Personen) sind seine Interessensgebiete.

Thema Jänner 2022

In der extramuralen Versorgung von Kindern in Österreich spielen Gruppentherapieangebote bisher eine eher geringe Rolle. Trotz zahlreicher Wirksamkeitsstudien (Strauß & Burlingame, 2012) und guter Behandlungsökonomie (Tucker & Oei, 2007) begegnen sowohl Klient:innen als auch Fachexpert:innen im psychosozialen Bereich "der Gruppe" häufig mit Skepsis.

Dieser Artikel bietet einen Praxis(ein)blick - mit Theorie und Praxis - in die herausfordernden und freudvollen Seiten von therapeutischen Gruppenangeboten für Kinder nach belastenden Lebensereignissen...

Einleitung

Therapeutische Gruppen werden seit mehr als 100 Jahren angeboten. Ein pragmatischer Ansatz der Pionierzeit in den Jahren 1900 bis etwa 1930 wich bald einer breiteren Ausweitung in der Praxis. Ab den 1970er Jahren folgte eine weitere Differenzierung der Gruppenangebote. Insbesondere in den letzten 20 Jahren wurde eine Vielzahl von (manualisierten) Gruppenangeboten für spezielle Problemstellungen entwickelt.

Heute reichen die Ansätze und Methoden von therapeutischen Gruppen für Kinder von psychoedukativen Methoden, Vermittlung bestimmter Fertigkeiten (störungsspezifisch oder störungsunspezifisch) bis zu breiter Entwicklungsbegleitung in Umbruchszeiten. Die verschiedenen Ansätze und Methoden werden in unterschiedlichsten Settings von Krankenanstalten, ambulanten Beratungsstellen, niedergelassenen Praxen bis zu Rehazentren eingesetzt (Burlingame & Baldwin, 2012).

Die Kinderschutzorganisation "die möwe" bietet in den verschiedenen Kinderschutzzentren in Wien und Niederösterreich regelmäßig therapeutische Gruppenangebote an. Die Inhalte der Gruppenangebote mit verschiedenen Zielgruppen spannen sich dabei von Gesundheitsförderung, über klientenzentrierte Kinderschutzarbeit, bis zur Versorgungsleistung nach belastenden Lebensereignissen.

Einige Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit im Gruppenangebot der "möwe" waren:

  • "WendePunkt" ist ein Gruppenangebot für Eltern in herausfordernden Erziehungssituationen
  • "Aufblühen" ist eine psychologische Therapiegruppe für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren mit dem Ziel der Unterstützung nach Gewalterleben
  • "Mutterseelen gemeinsam" ist eine spezielle Gruppe für Mütter mit psychischen Erkrankungen & ihre Babys
  • "Die Erlebniswoche" ist ein Intensivgruppenangebot für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren mit resilienzfördernden und erlebnisorientierten Schwerpunkten
  • "Fit4Life" unterstützt junge Frauen bei schulischen Herausforderungen nach Gewalterleben
  • "Ressourcengruppe: Kraftquelle für Kinder" als stärkender Ansatz für 6- bis 9-jährige Kinder mit psychosozialen Belastungen

Vor- und Nachteile des Gruppensettings bzw. die möglichen Gründe für die "Angst vor der Gruppe"
Klient:innen begegnen Gruppenangeboten anfangs eher skeptisch oder teilweise auch mit Angst. Als Gründe werden dabei häufig beschrieben, dass das Eingeständnis, dass auch andere ähnliche Probleme haben könnten, negative Gefühle auslöst. Auch der potentielle Verlust der ungeteilten Aufmerksamkeit der Therapeut:innen erzeugt Skepsis.

Am meisten Unsicherheit schafft jedoch die fehlende Kontrolle in der Gruppe, besonders was die eigenen Scham- bzw. Schuldgefühle oder andere aversive Gefühle betrifft. Sehr häufig wird die Gruppendynamik – als Summe aus positiven und negativen Entwicklungen in der Gruppe, welche kaum vorhersehbar sind – mit allgemeinen Befürchtungen bezüglich vertraulichen Inhalten gemischt.

Von Expert:innen wird oft auch Zurückhaltung gegenüber therapeutischen Gruppen beschrieben. Klinische Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen berichten von Unsicherheit und wenig Ausbildung in diesem Bereich. Dazu kommen organisatorische (Gruppenzusammenstellung, Verzögerung bei der Gruppenzusammensetzung, Abbrüche) und fachliche (Gruppendynamik neben Gruppeninhalt als zusätzliche Ebene) Herausforderungen. Die Zusammenstellung der Gruppe in Bezug auf Größe, Unterschiedlichkeit und Wartezeiten für Interessierte wird oft schwierig und als fachlicher Spagat wahrgenommen.

Den vorgebrachten Punkten von Klient:innen und Fachpersonen stehen viele positive Aspekte gegenüber. Viele Kinder mit psychischen Auffälligkeiten nach Gewaltbetroffenheit haben sich durch Defizite in den Bereichen Emotionsregulation, Stressmanagement und Selbstwertproblematik ins soziale Aus manövriert. Eine korrigierende Gruppenerfahrung im geschützten Rahmen kann hier die wichtige Peergroup ersetzen.

Die Kinder sehen, dass sie mit ihrer Gewalterfahrung und damit verbundenen Folgen nicht alleine sind und erleben Akzeptanz und Unterstützung von Anderen. Es kommt vielfach zu einem Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe: Andere Kinder berichten über ihre Wege und Erfahrungen, die sehr praktisch und aus dem Alltag gegriffen sind. Durch regelmäßiges Feedback und positive Erlebnisse in der Gruppe wird der Selbstwert nachhaltig gestärkt. Die Öffnung und über eigene Probleme zu sprechen kann am Anfang schwer sein, ist jedoch die wichtigste korrigierende Erfahrung.

Für Psychotherapeut:innen, Klinische Psycholog:innen und Sozialarbeiter:innen stehen inzwischen eine große Menge an Literatur über die Theorie und Praxis von Gruppenangeboten zur Verfügung. Praktiker, wie Irvin D. Yalom (2005) haben ihre jahrelange Gruppenpsychotherapieerfahrung in zahlreichen Büchern für Beginner und Fortgeschrittene zusammengefasst. Wie in der Einleitung bereits beschrieben, wurden im Zuge der weiteren Ausdifferenzierung der Gruppenangebote für Kinder, eine große Anzahl an Gruppentherapiemanualen mit verschiedensten Arbeitsmaterialien publiziert (Jürgens & Lübben, 2021; Maur & Schwenck, 2013; Petermann & Petermann, 2015).

Anfangs können individuelle Initiativen zur Weiterbildung in Form von Literaturrecherchen oder Seminaren nötig sein, oder zusätzlich Sicherheit vermitteln. Auch der Mut, die eigene Kreativität zu fördern, kann manchmal mit der Arbeitsrealität in der Beratungsstelle, im Ambulatorium oder in der Praxis kollidieren. Dabei ist gerade ein gutes Zusammenspiel mit den Kolleg:innen, sowohl bei der Durchführung als auch bei der Rekrutierung von Teilnehmer:innen, nötig. Für junge Kolleg:innen mit wenig Erfahrung in der Durchführung von Gruppenangeboten, ist oft der eigene Anspruch an den Therapiefortschritt bei den Klient:innen und der Gruppenprozess ein wichtiges Thema. Vor- und Nachbesprechungen im Therapeutenteam, Intervision in Team oder externe Supervision können hier sehr entlastend sein.

Rahmenbedingungen von therapeutischen Gruppenangeboten

Bei therapeutischen Gruppenangeboten ist die Vorbereitung besonders wichtig. Bei der Abklärung und Vorbereitung für die Klient:innen ist für viele die Frage nach einer generellen Indikation für Gruppen prioritär. Mit wenigen Ausnahmen muss aber hier gesagt werden, dass keine Klient:innengruppe im Vorhinein besser oder weniger gut für Gruppenangebote geeignet ist. Die Kernfrage sollte dabei in der Abklärungsphase lauten: Haben die Kinder in einer Gruppe mehr Möglichkeiten als im Einzelsetting, ihre Probleme zur Darstellung zu bringen? Für die Entscheidung im Einzelfall ist immer ein persönliches Kennenlernen und in einigen Fällen auch eine Eingangsdiagnostik hilfreich.

Die Inhalte des persönlichen Kennenlernens sollten jedenfalls die Klärung der Rahmenbedingungen (regelmäßige Teilnahme), Rapport und allgemeine Informationen beinhalten. Je jünger die teilnehmenden Kinder, desto wichtiger sind die Eltern als "Ermöglicher" für die Kinder, an der Gruppenteilnahme. Eine Aufklärung der Eltern über das Ziel, den Ablauf und die Rahmenbedingungen können weitere Schritte darstellen, um das Vertrauen in das Gruppenangebot zu stärken. Aus unserer Erfahrung können wir berichten, dass ein gemeinsamer Elterntermin den Vorteil hat, dass sich hier auch die Eltern gegenseitig besser kennenlernen und sich gegenseitig unterstützen können. Einzeltermine mit Eltern und Kinder, geteilt bei den Co-Leiter:innen, helfen um Ziele, Erwartungen und Schwierigkeiten gut vorab dokumentieren bzw. explorieren zu können. Gefühle, dass Kinder an der Gruppe als Strafe oder zur Besserung teilnehmen, sollten vermieden werden.

Eine Eingangsdiagnostik sollte nicht nur der Qualitätssicherung mit der Möglichkeit einer Prä-Post-Messung dienen, sondern auch die individuellen Ziele der Klient:innen und ihrer Bezugspersonen klären. Je nach Möglichkeiten und zeitlicher Ressourcen sollten problem- und ressourcenorientiert die Familiensituation, Probleme und die Entwicklung exploriert werden. Fragebögen können bei der dimensionalen Selbst- und Fremdeinschätzung der Belastung zusätzlich helfen.

Die Empfehlungen bezüglich Gruppengröße hängen wiederum von verschiedenen Faktoren, wie Entwicklungsstand und Beeinträchtigungen der Teilnehmer:innen, therapeutischen Ziele und räumliche Möglichkeiten ab. In den meisten Grundlagenwerken wird eine Anzahl von 6 bis 8 Kindern empfohlen, mit einer Altersdifferenz von etwa 2 Jahren, damit soziales Lernen in der Gruppe bestmöglich unterstützt wird. Der Gruppentherapieraum sollte groß genug sein, um Bewegung der Kinder bei Spielen zu ermöglichen und mit ansprechenden Materialien und Dekoration ausgeschmückt werden.

Bei der Gruppenzusammensetzung spielt die Art der psychischen Belastung eine wichtige Rolle. Grundsätzlich können belastete Kinder sowohl mit expansiven als auch internalisierenden Verhalten von Gruppenangeboten profitieren, aber sie brauchen unterschiedliche Rahmenbedingungen mit mehr oder weniger Struktur. Auch die Rolle der Therapeut:innen und Co-therapeut:innen für das Gruppenangebot darf nicht unterschätzt werden. Dabei bietet in einer Gruppe ein gegengeschlechtliches Therapeut:innenteam viele Vorteile, weil es eine familienähnliche Konstellation darstellt und den Kindern so Raum für Projektion und Übertragung bietet.

Die geplante Dauer der Gruppe hängt sehr von den Zielen ab. Für konkrete Zielsetzungen im Bereich der Verbesserung von Sozialkompetenz oder Ressourcenaktivierung werden von vielen Autoren etwa 10 bis 15 Doppeleinheiten geplant (Jürgens & Lübben, 2021; Maur & Schwenck, 2013; Petermann & Petermann, 2015). Es gibt jedoch auch längerdauernde Jahresgruppen für Jugendliche mit Identitätsarbeit als gemeinsames Ziel. Die Gruppeneinheiten dauern meist zwischen 60-90 Minuten.

Prototypischer Ablauf von therapeutischen Gruppenangeboten

Ein Gruppenprozess ist durchaus – vergleichbar mit der Einzeltherapie – in einzelne Phasen zu unterteilen. Das einfachste Schema teilt dabei den Prozess in drei Phasen - Eingangsphase, Inhaltsphase und Abschlussphase.

In der Eingangsphase steht das gegenseitige Kennenlernen im Zentrum. Zusätzlich sind die gemeinsame Erarbeitung der Gruppenregeln, Tiefung der Gruppenkohäsion, Stärkung des therapeutischen Arbeitsbündnisses, Beziehungsaufnahme und Ankommen wichtige Inhalte und ermöglichen erst das weitere inhaltliche Arbeiten.

Im Mittelteil der Gruppentherapie können modifizierte Interventionen aus verschiedenen Therapieschulen zum Einsatz kommen. Insbesondere in der Prävention oder Behandlung von Traumafolgestörungen, bei der typisches Vermeidungsverhalten zu Losgelöstheit, Entfremdung, oder eingeschränkter Bandbreite an Emotionen führen kann, ist meist das soziale Funktionieren beeinträchtigt. Dies erscheint eigentlich paradox, weil soziale Unterstützung als Copingstrategie besonders hilfreich empfunden wird. Anerkennung, Respekt und Verbindlichkeit ist für gewaltbetroffene Kinder in der Gruppe besonders wichtig, als Gegenpol zu erlebter Ohnmacht und Distanzierung. Die Gruppe kann in dieser Phase eine korrigierende soziale Erfahrung darstellen und das Erlernen von Stress- und Konfliktbewältigungsstrategien, die Regulation von belastenden Gefühlen und die Förderung der Selbstwirksamkeit bewirken.

Der Gruppenabschluss stellt im Verlauf eine sehr sensible Phase dar und ist ein komplexer Prozess. Bei einigen Kindern können durch frühere negative Abschiedserfahrungen Konflikte innerhalb der Gruppe provoziert werden. Hilfreiche Schritte sind, die Abschlussphase mit der Benennung des Gruppenendes klar einzuleiten. Dies gibt den Gruppenteilnehmer:innen die Möglichkeit, sich des Abschlusses auch bewusst zu werden. Das nahende Ende mit einem fixen Zeitpunkt, wird auch im Laufe der letzten Einheiten immer wieder betont. Das Gruppentherapieende mit der letzten Gruppeneinheit gibt nochmals die Möglichkeit einer Ressourcenstärkung und eines feierlichen Abschieds in Form von einer individuell gestalteten Feier (Kreiner, 2015).

Ein möwe Praxisbeispiel: Die "Erlebniswoche 2020" als Intensivgruppenintervention

Die "Erlebniswoche 2020" war eine gesundheitspsychologische Intensivgruppenintervention für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren, mit dem Ziel der Resilienzförderung durch erlebnisorientierte Elemente. Die Gruppe wurde an vier Tagen innerhalb einer Woche jeweils von 9:30 – 14:00 Uhr durchgeführt.

Die Erlebniswoche wurde durch ein multiprofessionelles Projektteam, bestehend aus einer Klinischen Psychologin und Gesundheitspsychologin, einem Klinischen Psychologen und einer Psychotherapeutin mit Zusatzausbildung im Kinder- und Jugendbereich durchgeführt. Zusätzlich zum Projektteam war ein unterstützendes Team, bestehend aus Sozialarbeiter:innen, Klinischen Psycholog:innen und Gesundheitspsycholog:innen und Psychotherapeut:innen, hilfreich, das in den Großteambesprechungen Rückmeldung zum Prozess gab und die interne Zuweisung aus den verschiedenen Bereichen der Organisation übernahm.

Weitere fachliche Kooperationspartner:innen im Projekt waren Sozialarbeiter:innen der Kinder- und Jugendhilfe, Sozialpädagog:innen der Caritas und Diakonie, Freizeitpädagog:innen der Jugendzentren, sowie niedergelassene Klinische Psycholog:innen und Gesundheitspsycholog:innen, Psychotherapeut:innen und Kinderärzt:innen, die die Zuweisung zur Intensivgruppenintervention übernahmen.

Die Zielgruppe für die Erlebniswoche 2020 waren 8- bis 12-jährige Kinder mit unspezifischen Risikofaktoren oder anderen Belastungsfaktoren, wie Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien, Fremdunterbringung aufgrund von Gewalt, Vernachlässigung, Verhaltensauffälligkeiten oder bei Eltern mit geringer Elternkompetenzen lebend. Die Problemlagen der Kinder waren unterschiedlich – vor allem waren Defizite im sozialen Bereich, bei der Impulskontrolle und der Emotionsregulation bemerkbar und allgemeine psychosoziale Belastungen durch die Covid Pandemie im Jahr 2020.

Um einen guten Betreuungsschlüssel und individuelle Zuwendung zu gewährleisten, wurde eine maximale Teilnehmer:innenzahl von 8 Kindern vereinbart. Es nahmen gleich viele Mädchen wie Burschen an der Gruppe teil, um die Generierung von exklusiven Gruppen entlang der Geschlechtszugehörigkeit zu vermeiden. Das Gruppenangebot war für alle Kinder neu und die Kinder kannten sich vorher nicht. Damit konnte das Beziehungsgeflecht im Laufe der Gruppe natürlich entstehen. Durch die kostenlose Teilnahme und die Niederschwelligkeit bei der Anmeldung wurde auf die vielfach schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen der Familien eingegangen.

Die Zielgruppe wurde durch verschiedene interne und externe Kanäle informiert und angesprochen. Intern wurde in Großteamsitzungen auf das kostenlose Gruppenangebot aufmerksam gemacht und zusätzlich auf der Homepage der Organisation dargestellt, damit Kolleg:innen es an ihre Klient:innen weitergeben können. Zusätzlich war es wichtig, das kostenlose und innovative Angebot an fachliche Kooperationspartner:innen weiterzuleiten.

Nach der Anmeldung für die "Erlebniswoche 2020" wurde eine Eingangsdiagnostik durchgeführt. Dazu wurden die Kinder in Begleitung einer Bezugsperson etwa zwei Wochen vor dem Intensivgruppeninterventionsstart in die Organisation eingeladen, um getrennt die Fragestellungen zu bearbeiten. Mit den Bezugspersonen wurde im Sinne des Trichtermodells der Exploration und Anamnese, zuerst die Klärung der Rahmenbedingungen sowie die Fokussierung auf regelmäßige Teilnahme, Ziele und Motivationen, durchgeführt. Danach wurde die individuelle Problemanamnese aus Sicht der Erwachsenen fokussiert. Im Gespräch mit den Minderjährigen wurden neben der Information über das Angebot und die Motivationsförderung für die Teilnahme, folgende Fragestellungen verfolgt: "Welche adaptiven und maladaptiven Bewältigungsstrategien kommen im Alltag zum Einsatz?" "Welche Ressourcen sind vorhanden?" "Wie ist die Lebensqualität einzuschätzen?".

In den Anamnesen und Explorationsgesprächen mit den Kindern und Bezugspersonen kamen zusammengefasst die Themen soziale Kompetenzstärkung, Erkennen und Umgang mit Gefühlen, sowie Stress und Stressbewältigung in den Fokus. Zusätzlich wurde bei einzelnen Kindern vereinbart, auf ängstliches und rückzügliches Verhalten einzugehen. In der Zusammenschau zeigt sich in der Diagnostik eine psychosozial belastete Gruppe mit unterschiedlichen Einschränkungen in ihrer Lebenswelt. Zusätzlich gab es bei einer Teilnehmerin eine aktuelle Traumafolgestörung als klinisch-psychologische Diagnose.

Die inhaltliche Struktur der Intensivgruppenintervention - basierend auf Stärkung sowie Erlebnis- und Kreativorientierung - wurde auf die Bedürfnisse der Zielgruppe ausgerichtet. Die Gesamtziele des Projektes waren eine gesunde Entwicklung trotz Risikos, Selbst - und Sozialkompetenz in kritischen Situationen aufzubauen und bei belastenden Ereignissen zu unterstützen. Als konkrete Ziele wurden daher folgende Ziele festgelegt:

  • Die Förderung der Resilienz
  • Die Förderung einer gesunden Entwicklung trotz Risikos
  • Die Verbesserung der Stressbewältigung und sozialer Kompetenzen
  • Die Verbesserung der Selbst-, Körper- und Gefühlswahrnehmung
  • Die Förderung kreativen Ausdrucks

Aus der Zusammenschau der erhobenen Daten wurden folgende Interventionen im Zuge der Intensivgruppenintervention abgeleitet und geplant: Als erwachsenenzentrierte Interventionen wurde ein individuelles Kennenlerngespräch mit Ziel- und Motivationsklärung sowie Reflexionsgespräch zur Rückmeldung geplant. Für die kindzentrierten Interventionen wurde ein Wochenplan erstellt, der täglich nach den Gruppeneinheiten evaluiert wurde.

Der erste Tag mit der Gruppe wurde mit dem Ziel Kennenlernen sowie Selbst- und Fremdwahrnehmung in der Gemeinschaft geplant. Am zweiten Tag sollte das Thema Körperwahrnehmung und Sinneswahrnehmung im Zentrum stehen. Am dritten Tag wurde die Gefühlswahrnehmung thematisiert. Am letzten Tag der Intensivgruppenintervention sollten Strategien bei Stress und Stresserleben die Resilienz von Kindern verstärken.

Im Verlauf der Intensivgruppe wurde während der täglichen Nachbesprechungen des Projektteams auf Basis des fachlichen Eindrucks für alle Kinder die Themen und Interventionen adaptiert und es kam zu einigen Änderungen.

Am ersten Tag wurde die erste Doppeleinheit mit dem gegenseitigen Kennenlernen begonnen. Dazu wurden Namensschilder gebastelt und individuell dekoriert. Um den Kennenlernprozess der Gruppe zu verstärken, wurde eine weitere angeleitete Intervention zur Kenntlichmachung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden durchgeführt. Im ersten Schritt füllten die Teilnehmer:innen einen vorbereiteten Zettel mit Fragen zu ihrer Person und Lebenswelt aus.

Im zweiten Schritt wurden die Antworten mit den jeweiligen Nachbar:innen verglichen. Zurückhaltung, vor allem bei den Mädchen, sowie soziale Unsicherheiten bei einigen Kindern wurden bemerkt. In der Anfangsphase war ein deutlicher Geschlechterunterschied bemerkbar, die Burschen sprachen und beteiligten sich wesentlich mehr am Gespräch als die Mädchen.

In der zweiten Einheit wurden die Erwartungen der Gruppe bezüglich Inhalt und Ablauf in den Fokus gestellt. Durch den gedanklichen Anstoß, wieso der Name "Erlebniswoche" gewählt wurde, wurden Wünsche an die Gruppe abgeholt. Die Vorschläge wurden auf Flipchartpapier gesammelt, um sie sichtbar zu machen und am Ende der Intensivgruppenintervention evaluieren zu können. Auch Gruppenregeln für ein gutes Miteinander wurden partizipativ erarbeitet. Dabei war dem Projektteam der Hinweis auf die Gruppe als ein geschützter Bereich mit Wertschätzung für Unterschiede besonders wichtig.

Von den Kindern kam der Vorschlag für folgende gewünschte bzw. nicht gewünschte Handlungen in der Gruppe: regelmäßiges Händewaschen, nicht die ganze Zeit laut reden, zuhören, nett sein, ruhig sein, aufeinander aufpassen, Abstand halten, ausreden lassen. Durch das Projektteam wurde noch nicht kämpfen, nicht schimpfen, nicht streiten ergänzt und der Redestab als Moderationstool eingeführt. In der dritten Einheit wurden gemeinsam mit den Kindern aus Schuhkartons Schatzkisten gebastelt.

Zur Kreativitätsförderung standen dabei eine Vielzahl an Materialien, Klebstoffen, Dekorationsutensilien, Stiften etc. zu Verfügung. Im Sinne der Stärkenschatzkiste sollten darin positive Dinge und erstandene Materialien während der Gruppe gesammelt und dann am Ende mit nach Hause genommen werden. Zum Abschluss des ersten Tages wurde der naheliegende Park gemeinsam besucht. Dort konnten die Kinder zwischen bewegungsbasierten Spielen und kreativen Ansätzen an einem Tisch selbstständig wählen. In der Feedbackrunde des ersten Tages war die stärkere Gruppenbildung bei den Mädchen gut sichtbar.

Die vier Mädchen verstanden sich gut und schlossen schnell Freundschaft. Sie zeigten große Ähnlichkeiten im Aussehen, Auftreten und Entwicklungsstand. Das schnelle Freund:innen finden war auch das Positivste vom ersten Tag bei den Mädchen in der Feedbackrunde. Die Burschen der Gruppe gaben unterschiedliches Feedback über den ersten Tag. Vor allem zwei Burschen ritterten dabei um die Aufmerksamkeit und es konnte ein Wettbewerb um körperliche Stärke beobachtet werden - Wer kann mehr Liegestütze machen? Wer kämpft härter? - mit Männlichkeit als wichtiges vorpubertäres Thema.

Ein Junge zeigte eher rückzügliches Verhalten – er nahm sich stark zurück und nahm kaum am Gruppengeschehen teil. Auch ein weiteres männliches Kind wirkte anfangs noch eher zurückhaltend, taute aber im Laufe der Gruppe auf. Am ersten Tag wurde als letzte Intervention ein Verabschiedungsritual in Form eine "Tschüss-Rakete" eingeführt – das Projektteam und die Kinder stehen gemeinsam im Kreis und fassen sich an den Händen. Alle sagen: 1,2,3,4 wir sind noch alle hier 5,6,7,8 jetzt wird aber Schluss gemacht und heben dabei gleichzeitig die Hände wie ein Raketenstart. In der anschließenden Intervision des Projektteams wurde der Ablauf der Gruppe, die beobachtbare Gruppendynamik und der individuelle Eindruck der Minderjährigen besprochen.

Neben den individuellen Stärken und Schwächen wurden besonders die Bereiche Selbstwert und Männlichkeit, depressive Symptome, Schwierigkeiten in der Impulskontrolle und soziale Schwierigkeiten bei einzelnen Kindern thematisiert. Bei der Planung des nächsten Tages sollte besonders auf die Gruppenkohäsionsstärkung eingegangen werden.

Am zweiten Tag der Intensivgruppenintervention erschienen alle Teilnehmer:innen bereits 5 Minuten vor dem Beginn. Die Mädchen kamen gemeinsam in das Gebäude der Organisation
und zeigten durch ihre Sitzanordnung nebeneinander eine starke Verbindung. Nur ein Mädchen saß abgesetzt im Morgenkreis. Die Sitzordnung war auch bei den Burschen ein Thema. Ein Junge bemerkte, dass er nicht neben einem Mädchen sitzen möchte. Dies wurde vom Projektteam aufgegriffen und geklärt. Die Einheit wurde mit einer Blitzrunde Gefühlewürfel begonnen (Lichtenegger, 1999).

Die Kinder beschreiben positive Stimmung bzw. Vorfreude auf den Tag. Zum Abschluss und zur Aktivierung für den weiteren Tag wurde eine Stampfübung (Caby & Caby, 2017) vorgezeigt und gemeinsam ausprobiert. An der Beschreibung der verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten zur Aktivierung oder zum Abreagieren waren die Kinder sehr interessiert. Zur weiteren Stärkung der Gruppenkohäsion wurde noch ein weiteres Namensspiel gespielt, jedoch funktionierte die Verbindung mit dem ersten Buchstaben des eigenen Namens und einem Tier nur mäßig. Zwar konnten alle Kinder ein Tier finden, das mit dem gleichen Buchstaben beginnt, aber wenig zu den positiven Eigenschaften des Tieres als zweiten Schritt Richtung Ressourcenstärkung sagen.

Der Hauptfokus des zweiten Tages wurde auf das Thema Grenzen gelegt, mit dem Ziel die Abgrenzungsfähigkeit zu fördern, Prävention von möglichen Grenzüberschreitungen zu unterstützen und die Autonomie, sowie Selbstsicherheit zu fördern (Görlitz, 2011). Die (körperlichen) Grenzen wurden durch einen psychoedukativen Teil über den persönlichen Raum eingeführt. Dazu wurde mit einem Seil am Boden der persönliche Raum für jedes Kind sichtbar gemacht und als "eigenes Territorium" betont. Der Raum zwischen der Person und der äußeren Grenze durfte von niemandem ohne Erlaubnis betreten werden.

Als erste Intervention wurde durch das Projektteam versucht, in kindgerechter Weise die Kinder durch Provokation aus dem Gleichgewicht zu bringen. Die Punkte fester Stand, aufrechte Körperhaltung, Blickkontakt halten sowie laut und deutlich sprechen, wurden von den Kindern in der Nachbesprechung als hilfreich benannt, was auch im Alltag gut umsetzbar war. Die Intervention wurde noch fortgeführt, verstärkt durch ein dynamisches Element.

Die Kinder bastelten kleine Stoppschilder in der Größe A5 und gingen wild durch den Raum, um das Gefühl von guter und gewollter Nähe und Distanz zu bekommen. Sie selbst sollten entscheiden, wie nahe jemand anderer ihnen kommen darf, bevor sie mit dem Stoppschild signalisierten, mehr Abstand zu nehmen.

Im anschließenden Rollenspiel wurde zum Abschluss geübt, was man im Alltag sagen kann, wenn jemand zu nahekommen sollte. Der Abschluss dieses Blocks über Grenzen bildete eine Sammlung an individuellen Durchsetzungssätzen (Görlitz, 2011) als Unterstützung für die Kinder. Für die gemeinsame Jause am zweiten Tag wurden ein Obstsalat und verschiedene Snacks gemeinsam vom Projektteam und den Kindern zubereitet. Die Vorbereitungen wurden genützt, um Sinnesstimulationen durch Kräuter und Obst mit den Kindern durchzuführen (Fröhlich-Gildhoff, Becker & Fischer, 2012).

Auf der Ebene der gruppendynamischen Entwicklung zeigte die Zubereitung sehr positive Effekte. Alle Kinder beteiligten sich aktiv an den Vorbereitungen. Zwei Burschen beteiligten sich sehr intensiv am Schneiden des Obstes und zeigten sich feinmotorisch sehr geschickt. Dabei forderten sie viel Lob ein, häufige Bestätigung und das Gesehen werden war ihnen sehr wichtig. Die Feedbackrunde mit der neu eingeführten Ampelrolle als Strukturierungsmittel verlief positiv und die Kinder konnten sehr differenziert Rückmeldung über ihren Tag geben. Es entstand der Eindruck einer homogenen Gruppe in Bezug auf die kognitive und emotionale Entwicklung sowie sehr guter Gruppendynamik.

In der Feedbackrunde hörten die Kinder einander zu und blieben auf ihren Plätzen sitzen. Der Unterschied zwischen entstehender Mädchengruppe und Burschengruppe wurde in der Feedbackrunde von einem Jungen bemerkt und beschrieben. Der Tag wurde mit der Tschüss-Rakete als Abschiedsritual beendet. In der anschließenden Intervision des Projektteams wurde für den dritten Tag Emotionsregulation als Thema gemeinsam bestimmt.

Die Gruppe wirkte am Beginn des dritten Tages etwas müde und inaktiv. Deshalb wurde vom Projektteam eine kooperative Aktivierungsübung zur Begrüßung und zum Einstieg in den Tag gewählt. Emotionsregulation gilt als wichtige Säule der Resilienz oder innerer Stärke und sie ist Basiskompetenz für viele wichtige Entwicklungsaufgaben in der Altersgruppe. Da der Wissensstand der Kinder über Gefühle unterschiedlich ausgeprägt war, wurden aufeinander aufbauende Übungen gewählt, um die Fertigkeiten zu entdecken und gemeinsam auszuprobieren. Im ersten Teil stand die Gefühle wahrzunehmen bzw. empfinden zu können im Vordergrund.

Auf Basis von Smileys wurden die häufigsten Gefühle mit den Leitfragen "Wer kennt das Gefühl?" "Wie fühlt es sich im Körper an?" begonnen. Im zweiten Schritt wurde der Fokus auf Gefühle auslösen und bei anderen wahrnehmen gelegt. Dazu konnten die Kinder aus Zeitungen und Zeitschriften Bilder von Menschen in verschiedenen emotionalen Zuständen ausschneiden und zu einer Collage zusammenstellen.

In der Collage sollten sie das ausgedrückte Gefühl am Bild benennen, den Gesichtsausdruck beschreiben, die Körperhaltung beschreiben sowie selbst darüber nachdenken, ob sie das Gefühl kennen und schon erlebt haben, ob es negativ oder positiv war und wie lange das Gefühl vorhanden war. Danach zeigten sich die Kinder untereinander ihre Collage und stellten die Emotionen in mimischer Form dar, was vielfach für starkes Gelächter und Heiterkeit sorgte.

Zum Abschluss wurde vom Projektteam psychoedukativ Emotionswahrnehmung und Emotionsregulation zusammengefasst und Berechtigung und Rolle von allen Gefühlen betont. Im weiteren Verlauf des Tages und nach einer Pause wurde mit den Kindern ein Dirigentenspiel zur Stärkung der Selbstwirksamkeit durchgeführt (Petermann & Petermann, 2018).

Die Idee traf auf große Faszination und viele Interessierte. Den letzten Teil des Tages bildete die Sammlung für Ideen für den morgigen Abschluss und der Besuch des nahegelegenen Parks. Dort wurden gemeinsam mit den Kindern Stressbälle oder Krafttiere hergestellt. Besonders die Mädchen bastelten gerne einen Stressball und verzieren ihn sehr kreativ. Während der Erstellung ergaben sich dabei auch viele Gelegenheiten über negative Emotionen aus dem Vormittag zu sprechen und wie der Stressball bei Wut oder Ärger eingesetzt werden könnte. Der Abschluss und die kurze Feedbackrunde verlief sehr positiv. Die Kinder konnten sich Zeit nehmen und teilten ihren Eindruck über den Tag. Besonders die kreativen Tätigkeiten und herumtollen im Park wurde dabei sowohl von den Mädchen als auch von den Burschen als sehr positiv bewertet.

Am Tag des Gruppenabschlusses fehlten zwei Kinder aufgrund von Krankheit und eines Termins. Die Abwesenheit wurde auch von den Kindern in der Einstiegsrunde zur aktuellen Stimmungslage thematisiert. Vielfach wurde die Mischung von verschiedenen Emotionen wie Fröhlichkeit, Freude und Traurigkeit auch in der Morgenrunde mit dem Gefühlewürfel beschrieben, weil sie die Gruppe sehr gerne hatten und sich auf die heutige Abschlussparty sehr freuten, aber dann auch Abschied nehmen mussten.

Inhaltlich wurde mit dem Fokus auf Stress und Stressbewältigung eine erste Stressbarometerübung durchgeführt (Hampel, 2007). Im ersten Schritt wurde gemeinsam in der Gruppe nach stressauslösenden Situationen gesucht. Dabei beteiligten sich alle Kinder und konnten eine Vielzahl von Beispielen nennen. Danach wurden gemeinsam noch Stresssymptome exploriert. Vielfach wurden dabei körperliche Stresssymptome wie Schwindel, Muskelanspannung, Herzschlag und Kopfweh von den Kindern beschrieben. Auf Basis der Beschreibungen der Stressoren und Stresssymptome wurde das Stressbarometer eingeführt und gemeinsam aus einem A4 Papier gebastelt und verziert.

Nach einer kleinen Spielpause wurden im zweiten Schritt basale Übungen zum Stressmanagement mit den Kindern gemeinsam ausprobiert und eingeübt. Für den Hochstressbereich, definiert über die Skalierung >70, wurde die schon bekannte Stampfübung wiederholt und zwei Atemübungen speziell für Kinder - Strohhalmatmung und Pferdeatmung – neu eingeführt und gemeinsam ausprobiert (Croos-Müller, 2020). Weitere Ideen für den mittleren Stressbereich (50-70) kamen vom Projektteam und den Kindern gemeinsam und beinhalteten Musik hören, Handyspielen, Spazierengehen, mit einem Erwachsenen reden und gegen den Boxsack boxen. Dabei kamen von den Kindern stark unterschiedliche Ideen, die sich in ihrer Erfahrung als wirksam erwiesen hätten. Für einen Teilnehmer war die Übung bzw. die Beschäftigung mit Stress und Stressbewältigung zu viel. Er zeigte starken Bewegungsdrang, konnte sich kaum auf das Thema einlassen und schweifte immer wieder stark vom Thema ab.

Als ressourcenorientierter Abschluss der Gruppe wurden vom Projektteam für jedes Kind individuelle Ressourcenkarten mit drei besonders positiven Eigenschaften erstellt. Im Zuge der Einheit wurden im Sitzkreis die Karten verteilt und die Kinder hatten die Möglichkeit, sich gegenseitig Rückmeldung zu geben bzw. was sie aneinander positiv fanden. Die Gruppe zeigte sich dabei sehr engagiert und positiv und gab einander sehr viele positive Rückmeldung mit auf den Weg.

Auf Wunsch der Kinder wurde eine gemeinsame Party zum Abschied veranstaltet. Dabei konnten viele positive Interaktionen zwischen allen Kindern beobachtet werden – sowohl innerhalb der Geschlechter, als auch über die Geschlechtergrenzen hinweg. Der gemeinsame Abschluss der Gruppe wurde im nahegelegenen Park durchgeführt. Je nach Wunsch konnte dabei zwischen kreativem Gestalten mit Ton in einem Teilbereich und freies Spiel im anderen Teilbereich des Parks gewählt werden. Die meisten Kinder wollten dabei sowohl einen Mutstein basteln, als auch herumtollen und wechselten sich bei den Aktivitäten ab. Die Tschüss-Rakete als schon bekanntes Abschiedsritual sowie ein gemeinsames Gruppenbild waren das formale Ende der Gruppe.

Insgesamt entstand im Projektteam bei der Evaluierung der Intensivgruppenintervention ein positiver Eindruck der Ergebnisse. Es konnten positive individuelle Veränderungen vor allem in Bezug auf die soziale Kompetenz, Grenzen, Emotionsregulation und Stressbewältigung beobachtet werden. Insbesondere die Ziele der Verbesserung der Selbststeuerung, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Soziale Kompetenz und Stressbewältigung konnte damit erreicht werden, während das Ziel der Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitserwartungsverbesserung aus Sicht des Projektteams nur teilweise erreicht werden konnte. Bei den Rückmeldegesprächen mit den Kooperationspartner:innen und Eltern wurde dies auch von den Bezugspersonen so eingeschätzt.

Zusammenfassung

Es braucht am Anfang etwas Mut und Zuversicht für das Abenteuer therapeutischer Gruppenangebote in der extramuralen Versorgung von belasteten Kindern. Wenn die Klient*innen (und die Fachpersonen) es schaffen, sich darauf einzulassen, kann das gemeinsame Erleben viele bewegende Momente bieten. Die mannigfaltigen Möglichkeiten von korrigierenden Erfahrungen, ehrliches Feedback und positive Erlebnisse in der Gruppe, ein Austausch auf Augenhöhe bieten Platz, um als Gruppe gemeinsam zu wachsen. Dies gilt für die meisten Kinder und insbesondere für Kinder mit Gewaltbetroffenheit oder anderen belastenden Lebenserfahrungen.

Literatur

  • [1] Burlingame, G.M. & Baldwin, S.: Eine kleine Geschichte der Gruppentherapie In: B. Strauß & D. Mattke (Hrsg.), Gruppenpsychotherapie Lehrbuch für die Praxis., Springer: Heidelberg, 2012
  • [2] Caby, F. & Caby A.: Die kleine Psychotherapeutische Schatzkiste. Teil 1: Tipps und Tricks für kleine und große Probleme im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter. 4., überarbeitete und erweiterte Auflage. Berlin, 2017
  • [3] Croos-Müller, C.: Ich schaf(f) das!: Leichte Körperübungen für mehr Lebenspower. Kösel-Verlag, 2020
  • [4] Fröhlich-Gildhoff, K., Becker, J., & Fischer, S.: Prävention und Resilienzförderung in Grundschulen – PriGS: Ein Förderprogramm. Ernst Reinhard Verlag, 2012
  • [5] Görlitz, G.: Psychotherapie für Kinder und Jugendliche: Erlebnisorientierte Übungen und Materialien Klett-Cotta, 2011
  • [6] Hampel, P.: Stressbewältigungstraining im Kindesalter. In: I. Seiffge-Krenke, & A. Lohaus (Hrsg.), Stress und Stressbewältigung im Kindes- und Jugendalter (S.235– 246)., Hogrefe, 2007
  • [7] Jürgens, B. & Lübben, K.: Gruppentraining sozialer Kompetenzen für Kinder und Jugendliche GSK-KJ. Theoretische Grundlagen und praktische Handlungsanleitung Beltz: Heidelberg, 2021
  • [8] Kreiner, B.: Praxisrelevante Überlegungen zur Beendigung von Psychotherapien – Abschlussphase und Strategien. Resonanzen 1, 65-79 2015
  • [9] Lichtenegger, B. (1999).: Ge(h)fühle! Arbeitsbuch für Schule, Hort und Jugendgruppen. In: Petermann, U., & Petermann, F., Veritas. Therapie Tools: Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie., Beltz, 2018
  • [10] Maur, S., & Schwenck, C.: Störungsübergreifende Gruppentherapie mit Kindern und Jugendlichen. Kompetenzen fördern mit FESKKO Beltz: Heidelberg, 2013
  • [11] Petermann, U. & Petermann, F.: Training mit sozial unsicheren Kindern. Behandlung von sozialer Angst, Trennungsangst und generalisierter Angst. Beltz: Heidelberg, 2015
  • [12] Strauß, B., & Burlingame, G. M.: Gruppenpsychotherapieforschung und Wirksamkeitsnachweise von Gruppenbehandlungen In: B. Strauß & D. Mattke (Hrsg.), Gruppenpsychotherapie Lehrbuch für die Praxis., Springer: Heidelberg, 2012
  • [13] Tucker, M., & Oei, T.P.S.: Is group more cost effective than individual behavior therapy? The evidence is not solid yet. Behavioural and Cognitive Therapy 35, 77-91 2007
  • [14] Yalom, I. D.: Theorie und Praxis der Gruppentherapie – Ein Lehrbuch Klett: Stuttgart, 2005