Gewaltprävention on- und offline in Zeiten der Pandemie

Portrait Eva Krainer

Eva Krainer berichtet über die Erfahrungen aus dem Projekt "YES WE DO - Gemeinsam gegen GEWALTige Welten von Mädchen* und Frauen*" des Vereins EqualiZ. Seit Oktober 2020 setzt der Verein EqualiZ mit dem Projekt "Yes We Do - Gemeinsam gegen GEWALTige Welten von Mädchen* und Frauen*" On- und Offline-Maßnahmen zur universellen (primären) Gewaltprävention in Kärnten um.

Das im Folgenden beschriebene Projekt gehört zu den von Frauenministerin Susanne Raab im Rahmen der Frauenprojektförderung des Bundeskanzleramts von Oktober 2020 bis Dezember 2021 geförderten Maßnahmen.

Autorin: Mag.a Eva Krainer, Sozialpädagogin, Diplomierte Coachin, drehungen-Trainerin Mitarbeiterin des Vereins EqualiZ - Gemeinsam vielfältig! Geschlechtergerechtigkeit, Chancengleichheit & soziale Innovation in Beratung, Bildung und Arbeit, Klagenfurt (vormals Mädchenzentrum Klagenfurt), Projektleitung YES WE DO – Gemeinsam gegen GEWALTige Welten von Mädchen* und Frauen* (10/2020-12/2021)

Thema Dezember 2021

Erfahrungen aus dem Projekt "YES WE DO – Gemeinsam gegen GEWALTige Welten von Mädchen* und Frauen*"

Seit Oktober 2020 setzt der Verein EqualiZ mit dem Projekt "Yes We Do – Gemeinsam gegen GEWALTige Welten von Mädchen* und Frauen*" On- und Offline-Maßnahmen zur universellen (primären) Gewaltprävention in Kärnten um. Ausgangsbeschränkungen und Veranstaltungsverbote bzw. -auflagen sowie die formative (begleitende) Evaluation der Angebote führten zu kontinuierlicher Reflexion und Überarbeitung der geplanten Angebote im Projektverlauf.

Dieser Erfahrungs- und Lernprozess im Projektteam sowie die summative Evaluation am Ende der Schulungsreihe waren hilfreich für die Einschätzung von Vor- und Nachteilen von unterschiedlichen Online- und Offline-Formaten der Sensibilisierungs- und Bildungsarbeit zu Sexismus und Gewalt an Mädchen* und Frauen*.

Die Ergebnisse dieser Überlegungen werden im Zuge der Vorstellung der gesetzten Angebote im Artikel geteilt und verstehen sich als Beitrag zur Fachdiskussion um den zielgerichteten Einsatz von On- und Offline-Angeboten der Gewaltprävention im Zuge der Digitalisierung. Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit kann die Chancen der Online-Formate gut nutzen. Diese können jedoch, so die Erfahrungen aus dem Projekt, die sozialen und emotionalen Interaktionsmöglichkeiten von Präsenzangeboten, die auch auf nonverbale Signale rasch reagieren können, für eine ganzheitliche und nachhaltige Wirkung der Gewaltprävention nicht ersetzen.

Mädchen* und Frauen* erleben verschiedenste Formen von Sexismus und Gewalt in all ihren analogen und digitalen Lebenswelten. Die COVID-19 Pandemie hat bestehende soziale (Miss)Verhältnisse verstärkt und u. a. zu einer vermehrten politischen, medialen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit für geschlechtsbezogene Diskriminierung, sexualisierte und vor allem häusliche Gewalt geführt.

Ausgangsbeschränkungen und Social Distancing hatten einen Anstieg der Zahlen bei häuslicher Gewalt (siehe u. a. AÖF: Zahlen und Daten Gewalt an Frauen in Österreich, 2021) zur Folge und Femizide und deren Ursachen wurden stärker als je zuvor öffentlich thematisiert. Die Notwendigkeit digitaler Kommunikation erhöhte sich massiv und damit verschärfte sich auch die digitale Gewalt an Mädchen* und Frauen* (siehe u. a. #free tob e online – Mädchenbericht 2020; Erhebung des Weißen Rings zu Online-Gewalt im Netz, 2018).

Auch die Einkommens-Ungleichheit zwischen den Geschlechtern (siehe u. a. Arbeitsmarktdaten Österreich des AMS für 12/2020) wurde größer und verstärkte geschlechtshierarchische Machtverhältnisse. Als Reaktion erhöhte die österreichische Bundesregierung die finanziellen Mittel für Gewaltschutz- und Gewaltpräventionsmaßnahmen.

Das im Folgenden beschriebene Projekt "YES WE DO – Gemeinsam gegen GEWALTige Welten von Mädchen* und Frauen*" der feministischen Beratungs- und Bildungseinrichtung EqualiZ für weibliche* und queere* Jugendliche und junge Erwachsene in Klagenfurt gehört zu den von Frauenministerin  Susanne Raab im Rahmen der Frauenprojektförderung des Bundeskanzleramts von Oktober 2020 bis Dezember 2021 geförderten Maßnahmen und wird von den Städten Klagenfurt und Villach kofinanziert.

Die entwickelten und umgesetzten Sensibilisierungs- und Bildungsangebote mussten – wie überall - während der Projektlaufzeit kontinuierlich an die jeweiligen Möglichkeiten bzw. Begrenzungen von Veranstaltungen aufgrund der Pandemie angepasst werden. Von Anfang an als gezielter Mix von On- und Offline-Angeboten geplant, mussten – je nach aktueller Kontaktmöglichkeit – für bewusst gewählte Offline-Veranstaltungen kontaktlose bzw. den Sicherheitsregelungen angepasste und/oder digitale Alternativen entwickelt werden.

Die formative (begleitende) Evaluation der Angebote führte zu kontinuierlicher Reflexion und Überarbeitung im Projektverlauf. Dadurch ergab sich ein spannender Erfahrungs- und Lernprozess im Projektteam zu den Möglichkeiten und Grenzen von On- und Offline-Formaten. Diese Erfahrungen fließen in die Vorstellung des Projektes ein, um Impulse im Fachaustausch der Gewaltprävention zu setzen.

Quellen

[1] AÖF Website - Zahlen und Daten Gewalt an Frauen in Österreich (Stand November 2021)

[2] #free tob e online – Mädchenbericht 2020 (PDF) und die Erhebung des Weißen Rings zu Online-Gewalt im Netz (2018) (PDF)

[3]  Auswertung der Arbeitsmarktdaten Österreich des AMS für 12/2020: im Vergleich zu 12/2019 stieg die Anzahl der arbeitslosen Frauen* um 37,8 %, jene der Männer* um 34,4 % (trotz hohem Frauenanteil in systemrelevanten, von Lockdowns nicht betroffenen Berufen wie Pflege oder Allgemeiner Einzelhandel). Neben dem Anstieg der Arbeitslosigkeit kamen noch Einkommenseinbußen aufgrund von Kurzarbeit sowie verstärkter unbezahlter Care- und Bildungsarbeit hinzu, die vor allem von Frauen* übernommen wurde.

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