YES WE DO: Sensibilisierungs- und Bildungsarbeit, um Mädchen* und Frauen* gegen Sexismus und Gewalt zu stärken und zivilcouragiert zu unterstützen

Ausgehend von den zuvor dargelegten Fakten und Aspekten wird deutlich, dass wir alle Teil der Strukturen, (Alltags)kultur(en) und symbolischen Diskurse der Lebenswelten sind, in denen sich von Diskriminierung, Sexismus und Gewalt betroffene Mädchen* und Frauen* bewegen, dass wir ähnlichen Sozialisationsbedingungen unterliegen und gesellschaftliche Verhältnisse (mit)produzieren – oft nicht bewusst und/oder gewollt.

Der Ausgangspunkt für die entwickelten Konzepte und Maßnahmen war die Fragestellung, wie mehr Menschen für das alltägliche Zusammenspiel von geschlechtsbezogener Ungleichheit, Diskriminierung, Sexismus und Gewalt an Mädchen* und Frauen* sensibilisiert, die Empathie für Betroffene gefördert und eine für sie stärkende und zivilcouragiert unterstützende Haltung im gemeinsamen Lebensalltag gewonnen werden können.

Mit Sensibilisierungs- und Bildungsangeboten wurden und werden die Zielgruppen Mädchen* und (junge) Frauen*, Jugendliche und junge Erwachsene als Peergroup, Multiplikator:innen und die allgemeine (regionale) Bevölkerung zielgerichtet angesprochen. Zur Zielerreichung wurden im Projekt

  • eine halbjährige Schulungsreihe für Multiplikator:innen, die mit jungen Menschen beruflich und/oder ehrenamtlich arbeiten,
  • Konzepte für öffentlichkeitswirksame (regionale) Sensibilisierungsarbeit sowie
  • ergänzend zu bereits vorhandenen Methoden neue digitale und analoge Tools und Lernnuggets entwickelt und ein- bzw. umgesetzt.

Schulungsreihe "Mädchen* und Frauen* stärken und zivilcouragiert unterstützen bei Sexismus und Gewalt" für Multiplikator:innen

Eine effektive Haltungsentwicklung benötigt einen ganzheitlichen und reflexiv angelegten Lernprozess. Daher war die Schulungsreihe im gesamten auf 15 Plätze begrenzt, für die es 22 Anmeldungen gab[1].

15 Personen aus 4 verschiedenen Kärntner Bezirken sowie 1 Person aus Vorarlberg nahmen von April bis Oktober 2021 daran teil. Bis auf zwei Personen, die aus beruflichen Gründen vorzeitig ausstiegen, schlossen alle die Schulungsreihe erfolgreich ab.

Die Teilnehmenden arbeiten hauptberuflich und/oder ehrenamtlich in den Bereichen Schule (AHS und MS), Sport (Fußball und Tanz), offene Jugendarbeit (Jugendzentren) und in der Sozialarbeit (Schulsozialarbeit, betreute Jugend- und Erwachsenenarbeit). Damit konnten aus unterschiedlichen Lebenswelten von Mädchen* und Frauen* - bis auf die Arbeits- und berufliche Ausbildungswelt - Multiplikator:innen erreicht werden[2]. Vielfältige Erfahrungsräume flossen in die Weiterbildungsgruppe ein und eine berufsübergreifende nachhaltige Vernetzung wurde initiiert.

Formal wurde die Schulungsreihe als Blended-Learning-Angebot mit Hilfe des Lernmanagementsystems e-Moodle und der digitalen Kommunikationsplattform MS Teams umgesetzt. Inhaltlich abgestimmt wurden die 40 Unterrichtseinheiten (plus zwei weitere, freiwillig nutzbare Angebote) mit einem Mix aus Online-Vorträgen mit Diskussion, Phasen des Selbststudiums, Webinaren und Seminaren umgesetzt.

Die individuelle Unterstützung der Teilnehmenden durch die zwei Schulungsleiter:innen, v.a. bei der Umsetzung im eigenen beruflichen/ehrenamtlichen Kontext, ergänzten das Angebot. Die 4 Online-Vorträge (2 davon freiwillig für Teilnehmende der Schulungsreihe) wurden zusätzlich offen ausgeschrieben und erreichten so weitere Interessierte. Diese Kombination wurde durch eine unterschiedliche inhaltliche Ausrichtung der Formate ermöglicht.

Die Online-Vorträge vermittelten themenspezifisches Wissen zu Sexismus und Gewalt an Mädchen* und Frauen* inklusive Verursachungszusammenhänge und boten einen Überblick mit Literaturhinweisen zur persönlichen Vertiefung sowie Links zu bestehenden Angeboten, Kampagnen und Initiativen aus den Bereichen Gender & Diversity, Empowerment für Mädchen* und Frauen* und Zivilcourage.

Die Webinare, Seminare und Phasen des Selbststudiums waren nur für die 15 Teilnehmenden der gesamten Reihe zugänglich und widmeten sich der Vorstellung, dem Ausprobieren und der Reflexion von Methoden sowie dem Transfer in den eigenen berufliche (und privaten) Kontext.

Grafisches Schema der Schulungsreihe Mädchen* und Frauen* stärken und zivilcouragiert unterstützen bei Sexismus und Gewalt

Die vermittelten Methoden und Tools stammen sowohl aus dem bereits etablierten Portfolio der Gewaltpräventions-, Empowerment- und Zivilcourage-Arbeit des Vereins EqualiZ, die teilweise überarbeitet und/oder für einen digitalen Einsatz aufbereitet wurden, als auch neuen Tools, die im Projektverlauf entwickelt und erprobt wurden.

Viele dieser entwickelten Tools wie zwei Filter zur Nutzung für Insta-Stories, eine Sammlung an GIFs zum Einsatz in verschiedensten sozialen Medien, ein Faktenquiz zu Sexismus und Gewalt an Mädchen* und Frauen*, die Methoden „Kennst du das auch?" und „So kannst du helfen und was ändern" sowie der partizipativ entstandene Comic „It doesn´t happen only to Sara(h)s!" wurden so aufbereitet, dass sie sowohl in der Schulungsreihe als auch im zweiten Maßnahmenpaket – den öffentlichkeitswirksamen Aktionen (siehe dort) – sowohl online als auch mit Druckformaten offline eingesetzt werden können.

Zur Erprobung der entwickelten Tools und Abläufe für die Schulungsreihe wurden im März und April 2021 sowohl Online- als auch Präsenz-Workshops mit digitalen Tools mit jungen Frauen* in verschiedenen Berufsorientierungsmaßnahmen im EqualiZ durchgeführt (AMS-Schulungsmaßnahmen hatten im Gegensatz zu Schulen und der offenen Jugendarbeit Präsenzvorgaben).

Die reinen Online-Workshops waren im Hinblick auf unsere professionelle Verantwortung möglich, weil die Teilnehmenden eine gute bestehende Anbindung an die Kursleiter:innen hatten, die im Falle des Triggerns und schmerzhafter Erinnerungen, die durch die Inhalte ausgelöst werden können, für einzelne Teilnehmerinnen* unterstützend bereitstanden.

Grafik Sprechblasen mit Sprüchen gegen Gewalt an Mädchen* und Frauen*

Diese Rückschau bietet Eindrücke über die Inhalte der Schulungsreihe und die engagierten, bereits erfolgten Umsetzungen des Erlernten der Teilnehmenden in ihrem Arbeitsfeld.

Durch die Vernetzung mit der Pädagogischen Hochschule Viktor Frankl Kärnten und der Fachhochschule Kärnten - Studienzweig Wirtschaft & Management in Villach konnten mit der Pilot-Umsetzung bereits erste Schritte für eine mögliche Implementierung in Aus- und Weiterbildungscurricula gesetzt werden.

Die offene Ausschreibung der vier Online-Vorträge erreichte zusätzliche 90 Personen. Weitere 231 Personen haben die auf dem EqualiZ-YouTube-Kanal bis Anfang November 2021 öffentlich zugänglichen Aufzeichnungen der Vorträge abgerufen. Während der Projektlaufzeit folgten weitere Einladungen für Online-Vorträge und -Kurzworkshops, die in unterschiedlichen Fortbildungskontexten und – veranstaltungen durchgeführt wurden.

Die formative (begleitende) Evaluation der einzelnen Veranstaltungen ergab bei den abgefragten Bewertungskriterien Ergebnisse von 4,59 bis 4,97 von möglichen 5 Punkten, was unser Konzept im Wesentlichen bestätigte. Aus den offenen Fragen erhielten wir Anregungen zur Verbesserung, die in der Planung und Entwicklung nachfolgender Veranstaltungen aufgenommen wurden. Dazu zählte v.a. die Rückmeldung der Schulungsteilnehmenden, dass sie für den persönlichen Lernprozess weniger Webinare und mehr Präsenz-Seminare mit ganzheitlichem face-to-face Kontakt und Austausch in Kleingruppen und mit den Schulungsleiter:innen benötigen.

Die mehrheitliche Rückmeldung zu den Online-Vorträgen, dass die anberaumte Zeit um eine halbe Stunde für an Diskussion und Austausch Interessierte verlängert werden solle, wird in die abschließende Überarbeitung des Konzepts aufgenommen.

Die summative Evaluation am Ende der Schulungsreihe wurde mittels einer ausführlichen anonymen Online-Befragung (85 % Rücklauf), einem World Cafè während des Abschlusstermins und einer mehrstündigen Intervisionssitzung des Projektteams durchgeführt. Zwei (scheinbare) Widersprüche waren bei der Auswertung der Ergebnisse besonders auffallend. Die Bewertung, ausreichende und umfangreiche Inputs und Methoden sowie Umsetzungstipps zum Transfer erhalten zu haben, war mit 91 % Zustimmung zur höchsten Bewertungsstufe sehr gut.

Im Vergleich dazu fiel die Einschätzung des Zugewinns an pädagogischen Kompetenzen (55% höchste Stufe, 45 % zweithöchste Stufe) und die Zufriedenheit mit dem persönlichen Lernfortschritt (36 % höchste Stufe, 64 % zweithöchste Stufe) niedriger aus. Und obwohl die Online-Formate e-Moodle und MS Teams sehr gut bewertet wurden, gab es eine eindeutige Präferenz für Präsenzveranstaltungen für den persönlichen Lernprozess.

Die Rückmeldungen der jungen Frauen*, mit denen wir in On- und Offline-Workshops die Methoden erprobt haben, gingen in die gleiche Richtung. Ein zweiter Widerspruch zeigte sich beim Lernmanagementsystem e-Moodle, das als gemeinsame Arbeitsmappe und digitale Biblio- und Mediathek sehr gut genutzt und bewertet wurde. Die Möglichkeiten zur Kommunikation, die e-Moodle bietet, wurden jedoch trotz mehrmaliger Einladung von den Teilnehmenden nicht verwendet, sondern außerhalb der Schulungstermine auf E-Mails und Telefonate zurückgegriffen.

In der Rückschau und Reflexion zahlreicher Gruppengespräche im Laufe der Schulung sehen wir einen Zusammenhang mit dem Lernprozess, den die Teilnehmenden durchlaufen haben (und der noch weitergeht). Vorrangiges Ziel war es, an der pädagogischen Haltung der Teilnehmenden hin zu mehr Aufmerksamkeit und Empathie für von Sexismus und Gewalt betroffene Mädchen* und Frauen* zu arbeiten. Ohne diese Haltung können in der Folge zielgerichtete Methoden und Aktionen nicht im Sinne der Betroffenen ein- und umgesetzt werden. Dies ist auch, wie die Ergebnisse zeigen, sehr gut gelungen.

Wie die Teilnehmenden rückgemeldet haben, fällt ihnen nun in ihrem Lebensumfeld viel mehr auf (70% höchste Stufe, 30% zweithöchste Stufe). Gleichzeitig nehmen sie ihre bereits vorhandene und durch die Schulungsreihe verstärkte empowernde und unterstützende Haltung gegenüber Mädchen* und Frauen* sowie (auch kleine) unterstützende zivilcouragierte Worte und Handlungen im Alltag oft nicht wahr.

In der Einschätzung richten sie ihr Augenmerk hinsichtlich umgesetzt und Kompetenz vor allem auf größere, geplante und zielgerichtet eingesetzte Einzelgespräche, Aktionen, Workshops oder Unterrichtseinheiten, für die im beruflichen Alltag oft die Ressourcen fehlen. Die Anerkennung der Bedeutung der eigenen veränderten Haltung und der daraus (fast automatisch) resultierenden (pädagogischen) Kompetenzen in ihren alltäglichen Interaktionen wurde den Teilnehmenden in ersten Ansätzen erst gegen Ende der Schulungsreihe bewusst.

Unser Fazit

Gewaltprävention als Bildungsangebot ist online mit interaktiver Gestaltung möglich und kann v. a. die kognitive Vermittlung von Wissen sehr gut abdecken. Für einen ganzheitlichen und reflektiven Lernprozess, der nachhaltig wirkt und von den Teilnehmenden in den Lebensalltag integriert werden kann, können sie die Qualität von Präsenz-Lernprozessen mit ihren unmittelbaren ganzheitlichen Interaktionen nicht erreichen – für uns ein wesentliches Kriterium für eine wirksame und nachhaltige Gewaltprävention.

Aktuell überarbeiten wir die umgesetzten Angebote anhand der erhalten Rückmeldungen und Ergebnisse der Projektteam-Intervisionen für den weiteren Einsatz als erprobtes Konzept.

Öffentlichkeitswirksame Aktionen zur Sensibilisierung der Bevölkerung in der Region

Optimistisch planten wir im Frühsommer 2020 die Entwicklung und Umsetzung von Konzepten für öffentlichkeitswirksame Aktionen zur Sensibilisierung an jenen Orten, an denen die Bevölkerung generationenübergreifend traditionell zusammenkommt und Ungleichbehandlung, Sexismus sowie verbale und körperliche sexualisierte Übergriffe (leider) Teil der Alltagskultur sind: Großveranstaltungen wie Kirchtage, Wiesenmärkte, Zeltfeste oder andere große Freizeitevents (Konzerte, Sportveranstaltungen usw.).

Vorsorglich nahmen wir eine Pandemie-bedingt notwendige Änderungsoption in den Antrag auf, was sich mit Projektbeginn Anfang Oktober 2020 als Vorteil erwiesen hat. Ein neuerlicher harter Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen und Veranstaltungsverboten stand kurz bevor und ein Ende Pandemie-bedingter Einschränkungen war nicht absehbar. Im Laufe der Folgemonate wurden für die Sommersaison 2021 alle Großveranstaltungen abgesagt.

Anfang Oktober 2020, als Präsenzveranstaltungen wie unser Tag der offenen Tür im EqualiZ mit entsprechenden Sicherheitsregelungen noch möglich war, sammelten wir mit der App Mentimeter unter dem Titel „Kennst du das auch?" in anonymer digitaler Form Erfahrungsberichte der Besucher*innen zu Ungleichbehandlung, Sexismus und Gewalt an Mädchen* und Frauen*. Die pointierte Kurzfassung dieser Beiträge sowie Zitate aus bereits durchgeführten Workshops, Seminaren und der sozialpädagogischen Einzelberatung mit Mädchen* und jungen Frauen* bildeten die Basis für die Methoden "Kennst du das auch?" und "So kannst du helfen und was ändern!", die danach in analoger und digitaler Weise sowohl in der Schulungsreihe als vor allem auch bei den öffentlichkeitswirksamen Aktionen eingesetzt wurden.

Die konkreten Erlebnisberichte setzten, wie wir aus Rückmeldungen ersehen konnten, auch bei jenen Lesenden Erkenntnis- und Betroffenheitsprozesse in Gang, die sich bei allgemeinen Zitaten zu Ungleichbehandlung, Sexismus und geschlechtsbezogener sowie sexualisierter Gewalt an Mädchen* und Frauen* nicht betroffen bzw. angesprochen fühlen und eher darüber hinweggehen.

Offline-Aktionen ohne direkten sozialen Kontakt und Online-Aktionen mit Hilfe der EqualiZ-Accounts bei Instagram (Zielgruppe Jugendliche und junge Erwachsene), Facebook (Zielgruppe Multiplikator:innen) und YouTube wurden schließlich rund um markante Tage in der feministischen Mädchen*- und Frauen*arbeit mit intensiver begleitender Presse- und Vernetzungsarbeit bis zum Ende des harten Lockdowns im Frühsommer 2021 entwickelt und umgesetzt:

Internationale Kampagne 16 Tage gegen Gewalt 2020 (25.11. bis 10.12.2021)

  • Sprechblasenaktion gegen Gewalt an Mädchen* und Frauen* in Kooperation mit der Klagenfurter Frauenplattform und dem Frauenbüro Klagenfurt.

    Diese Aktion wurde auf Initiative des Frauenreferates des Landes Kärnten von den Frauen- und Mädchenberatungsstellen auch für Villach, Völkermarkt und Wolfsberg übernommen. Auf Gehsteigen und Plätzen der Innenstädte sowie entlang stark frequentierter Freizeitwege wurden rutschfeste Sprechblasen angebracht.

    In der ersten Phase wurden dafür die vom Linzer Frauenbüro entwickelten Sprechblasen gegen Gewalt an Frauen* verwendet, ergänzt mit einer Sprechblase mit wichtigen Hotlines und Telefonnummern für Schutz und Hilfe.

    In der zweiten Phase wurden diese Sprechblasen mit 8 Kennst du das auch?-Sprechblasen mit QR-Code-Verlinkung für anonyme Posts (digitaler geschützter Speakoutraum) und mit Links zu unterstützenden Einrichtungen in der Nähe aus dem Projekt Yes We Do ergänzt.

    Die Rückmeldungen (persönlich, telefonisch und online) an alle Kooperationspartner*innen von Passant*innen, welche die Sprechblasen während ihrer begrenzten Ausgangszeit gesehen und gelesen hatten, waren sehr bestärkend und positiv. Vor allem konnten durch diese Aktion im Lockdown auch jene Betroffenen erreicht werden, die aus unterschiedlichsten Gründen (Armut, mangelnde technische Ausstattung und Knowhow, digitale Kontrolle durch Beziehungspartner*in, ...) keinen digitalen Zugang hatten.
     
  • Digitale Posts des Poetry-Clip „Do zabricht a Wölt" von Anna-Lena Obermoser via EqualiZ-Homepage, Instagram, Facebook, YouTube und E-Mail-Verteiler.

One Billion Rising – Eine Milliarde erhebt sich gegen Gewalt an Mädchen* und Frauen* (17.02.2021)

  • ZOOM-Online-Tanz-Aktion mit kurzen Inputs mit parallelem Livestream auf YouTube. EqualiZ beteiligt sich seit 2013 in Kooperation mit dem Frauenbüro Klagenfurt an der Internationalen Kampagne One Billion Rising mit Aktionen im öffentlichen Raum in der Klagenfurter Innenstadt rund um den Valentinstag. 2021 war dies aufgrund des Lockdowns nicht möglich. Im Projekt wurden die Voraussetzungen für eine digitale Variante der Aktion geschaffen und erfolgreich umgesetzt. Neben den direkten Besucher*innen auf Zoom und im YouTube-Livestream sahen bis Mitte November 135 weitere Personen die Aufzeichnung auf dem YouTube-Kanal.

Rund um den Girls Day 2021 (22. April 2021)

  • GIFs gegen Sexismus und Gewalt an Mädchen* und Frauen* zur Verwendung in allen Social Media-Plattformen. 12 entwickelte animierten GIFs wurden auf der Plattform www.giphy.com hochgeladen und über die Social-Media-Kanäle sowie Vernetzungskontakte von EqualiZ verbreitet. Mitte November 2021 hatten sie bereits 1,9 Millionen Views.
  • Insta-Challenge #NOPLACEFORJUDGEMENT / #SCHWEIGENBRECHEN in 2 Phasen. In der Osterwoche (März 2021) posteten wir unter den angegebenen Hashtags eine Insta-Story zu unerwünschten sexistischen, abwertenden und bedrohlichen on- und offline-Kommentaren und Verhaltensweisen, die Mädchen* und (junge) Frauen* in ihrem Alltag erleben und stellten einen kostenlosen grafischen Filter (Zeichnung Sarah mit Stopp-Hand) zur Verfügung, um eigene ähnliche Stories anonymisiert erstellen und posten zu können.

    Junge Frauen*, die ihre Insta-Stories nicht von ihrem eigenen Account aus veröffentlichen wollten, konnten uns ihre Stories per E-Mail zusenden und am EqualiZ-Account veröffentlichen lassen. Ende April folgte eine zweite Insta-Story zu Kommentaren und Verhaltensweisen, die Mädchen* und Frauen* stattdessen gerne hören/sehen/lesen/erleben möchten. Auch dafür wurde ein weiterer kostenloser Filter (Zeichnung Sarah mit Daumen nach oben) zur Verfügung gestellt.
Abbildung von insta-stories

Regionale Sensibilisierungskampagnen im Juli 2021

Ein interaktiver und zivilcouragierter Sommer in Kärnten.
Für die Sommermonate, in denen im Freien unter Wahrung des Sicherheitsabstandes Präsenzveranstaltungen möglichen waren, wurde ein Konzept für Kooperationen mit Städten und Gemeinden zur Sensibilisierung der Bevölkerung (und der anwesenden Tourist:innen) entwickelt und erfolgreich an vier Orten umgesetzt.

Alternativ zu den geplanten Großevents wurden von den Städten und Gemeinden Plätze an Markttagen und öffentliche Bäder bzw. Seepromenaden für eine interaktive Informationsveranstaltung ausgewählt, die generationenübergreifend gut frequentiert sind. In Klagenfurt konnte die wetterbedingt nicht durchführbare Aktion im Strandbad kurzfristig in das zentrale Einkaufszentrum in der Innenstadt verlegt werden.

Das Projektteam von Yes We Do kam mit seinen Informations- und interaktiven Spielmaterialien vor Ort und suchte gemeinsam mit politischen Vertreter*innen der Städte bzw. Gemeinden und lokalen Organisationen (Frauen*- und Mädchen*beratungsstelle* WIFF Völkermarkt, Jugendzentrum young@ferlach, Frauenbüro Klagenfurt und Bezirkspolizeikommandos) das Gespräch mit der Bevölkerung.

Rund um die Infoveranstaltungen wurden in den Städten bzw. Gemeinden für 2 Wochen die "Kennst du das auch?"- und "So kannst du helfen und was ändern!"-Sprechblasen auf Gehsteigen, Plätzen und in den Schaufenstern kooperierender Betriebe ausgestellt.

Durch die gut abgestimmte vernetzte Öffentlichkeitsarbeit aller Kooperationspartner:innen konnte begleitend eine sehr gute Medienberichterstattung in TV, Radio, überregionalen und lokalen Printmedien sowie in Online-Medien erreicht werden.

Internationale Kampagne 16 Tage gegen Gewalt 2021 (25.11. bis 10.12.)

Die letzte öffentlichkeitswirksame Aktion des Projekts Yes We Do wird aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation wieder digital sein und ist #femaleempowerment gewidmet. Neben Instagram- und Facebook-Posts mit der digitalen Version des Comics „It doesn´t only happen to Sarah(s)!" und dem neu komponierten Song „Finger weg!" von Florian Hackl und Jasmin Kloibhofer erweitern wir unsere Social-Media-Aktionen erstmals auf die Plattform TikTok mit der Einladung zu einer Tanz-Challenge zu female empowerment.

Die Reichweite der offline-Sommeraktionen konnte anhand der Bevölkerungszahlen sowie erfolgten Gespräche des Projektteams vor Ort ganz gut eingeschätzt werden.

Persönlich, telefonisch und online erhaltene direkte Rückmeldungen sowie eine breite mediale Berichterstattung in TV, Radio sowie Print- und Online-Medien lassen auf einen sehr guten Erfolg schließen. Als besonders wirksam (nicht nur in Zeiten des Lockdowns) haben sich die öffentlich geklebten Sprechblasen "Kennst du das auch?" und "So kannst du helfen und was ändern!" erwiesen, die mit ihren direkten, konkreten Botschaften breite Aufmerksamkeit und Betroffenheit erzielen konnten.

Wir freuen uns, dass im Zuge der heurigen Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Mädchen* und Frauen*" diese Sprechblasen dank der Initiative der Mädchenberatungsstelle sprungbrett auch in Wien zum Einsatz kommen und die STOPP und RESPEKT-Karten des Projekts Yes We Do von drei Frauen- und Mädchenberatungsstellen im Burgenland verteilt werden.

Die Nutzung von GIFs und digitalen Filtern lassen sich anhand von automatisch gezählten Views ablesen. Der digitale Comic ist direkt in die EqualiZ-Homepage eingebettet, da er mit seinem open end auf zukünftige Fortsetzung hofft und Aktualisierungen mit gleichbleibendem Link auf diese Weise gut möglich sind.

Der Nachteil ist, dass die Anzahl der Klicks und Downloads nicht gut nachverfolgbar ist. Schwierig gestaltet sich auch die Überprüfung der Reichweite initiierter Online-Kampagnen wie #NOPLACEFORJUDGEMENT oder #femaleempowerment.

Mit dem Projekt Yes We Do – Gemeinsam gegen GEWALTige Welten von Mädchen* und Frauen* hatten wir erstmals die finanziellen und damit auch personellen Ressourcen, Social-Media-Kanäle in angemessener Frequenz zu bespielen. Die Anzahl der Follower:innen auf Instagram und Facebook haben sich dadurch beträchtlich erhöht und damit unsere Online-Reichweite gestärkt. Für eine wirklich professionelle kontinuierliche Online-Performance mit Spitzenwerten in der Reichweite sind die Mittel, die dafür in diesem Projekt eingesetzt werden konnten, nicht ausreichend.

Unser Fazit

Online-Aktionen benötigen sehr viel zeitlichen, persönlichen und multiprofessionellen Einsatz. Sie haben sich für uns als sehr gutes Mittel erwiesen, um Jugendliche und junge Erwachsene, die bereits on- und offline mit unserer Einrichtung verbunden sind, auch gewaltpräventiv zu erreichen, neue Follower:innen zu gewinnen und auf sehr niederschwellige Art und Weise im Bedarfsfall einen ersten Kontakt zur Beratung herzustellen.

Hinzu kommt, dass sie geografische Grenzen sprengen und (bundes-) länderübergreifend auch von anderen Einrichtungen mit bespielt bzw. übernommen werden können. Die Ergebnisse lassen sowohl bei der Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen (hauptsächlich via Instagram) als auch bei der Zielgruppe der Multiplikator:innen (hauptsächlich via Facebook) auf einen guten Erfolg schließen.

Die breite Masse der Online-Community und der allgemeinen Bevölkerung konnte mit den begrenzten Projektmitteln jedoch nicht erreicht werden. Dafür wären größere Ressourcen finanzieller Natur und spezifische Projektschwerpunkte notwendig. Im Gegensatz dazu haben die umgesetzten Formate in der analogen Welt gezeigt, dass auch mit einfachen Mitteln eine breite Reichweite und gute Wirkung in der Sensibilisierungsarbeit erreicht werden kann.

Fragen und Anmerkungen gerne an krainer@equaliz.at

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